1947     
 Startseite

 1884 - 1959

 1960 - 1969

 1970 - 1979

 1980 - 1989

 1990 - 1999

 2000 - 2009

 Hinweise

 Gästebuch

 Netzverweise

 Titelbilder

 Impressum

Karl-Eduard von Schnitzler -- "HÖR ZU!" Nr. 2 / 1947, S. 2:

Karl-Eduard von Schnitzler ist seit Oktober 1945 beim NWDR Leiter der politischen Abteilung des Kölner Senders. Seine suggestive offene Sprache und die Lebensnähe seiner politischen Hörfolgen haben ihm in der Hörerschaft viele Freunde eingetragen, seine oft scharfen Polemiken gegen die rückständigen Kräfte in der deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts, aber auch viele Feinde. Seine Sendung "Für den Arbeiter" findet in der Arbeiterschaft starken Widerhall.

Das Wichtigste - meine ich - ist die Abkehr von der Illusion.

Abkehr von der Illusion, das heißt: Suche nach Wahrheit und Klarheit. Beider bedürfen wir - in der Politik wie im täglichen Leben, das ja ebenfalls nichts anderes ist als Politik.

Abkehr von der Illusion, das heißt: Revision des überkommenen Geschichtsbildes. Nicht das erfolgreiche Streben nach Macht darf uns Kriterium der Geschichte sein, sondern das erfolgreiche Streben nach Fortschritt, die Weiterentwicklung und Verwirklichung großer Menschheitsideen müssen uns wissenswert und immer Vorbild sein.

Abkehr von der Illusion, das heißt: eingefleischten Vorurteilen abzuschwören, die wir gegen unsere Nachbarn im Osten und Westen haben. Nicht der eine o d e r der andere sei unser Freund, sondern der eine w i e der andere.

Abkehr von der Illusion, das heißt: schonungslose Analyse der Wirklichkeit. Nur sie kann uns zu einer eigenen und vor allem richtigen Meinung verhelfen. Nur der klare Blick ohne die rosarote Brille oder die verzerrte Perspektive des materiell Geborgenen lassen uns zu jener sozialen Gerechtigkeit hinfinden, die am Anfang allen Beginnens stehen mag.

-Karl-Eduard von Schnitzler (NWDR)-


Fernsehfilme der BBC -- "HÖR ZU!" Nr. 4 / 1947, S. 2:

Die BBC hat das Recht erhalten, eigene Filme herzustellen, da die Filmindustrie ihre Bildstreifen für den Fernsehsender nicht freigegeben hat. Die BBC-Filme dürfen nur für Fernsehprogramme verwandt werden.
-unbek. Autor der "HÖR ZU!"-Red.-


Den möcht ich sehn: Herbert Zimmermann -- "HÖR ZU!" Nr. 5 / 1947, S. 2:


Die Wahl ist diesmal auf den Sportberichterstatter des NWDR am Sender Hamburg gefallen. Hier sein Steckbrief in Stichworten: Herbert Zimmermann, 29 Jahre, geboren in Alsdorf bei Aachen, rechnet sich also zu den Rheinländern. Schule häufig gewechselt, aber sonst erfolgreich geimpft. Hörte sich schon als Hosenmatz gern sprechen. Von der Schulbank weg eingezogen. Ende 1942 verwundet, Lazarett Berlin, dort zuerst praktische Berührung mit dem Rundfunk. Dann wieder Soldat. Nach Kriegsschluß endgültig Rundfunksprecher. Begann als Elbeweserwasserstandsmeldungsmessungsundnachrichtensprecher in Hamburg. Endlich Sportreportagen. Seit Juni 1946 für alle Sportreportagen verantwortlich. Spezialität: Fußball-, Tennis- und Leichtathletikreportagen. Selbst aktiver Sportler: Tennis, Tischrücken, Tauziehen, Jojo und Fußball. - Kurz, ein saftiger Junge!

-unbek. Autor der "HÖR ZU!"-Red.-


Farbige Bilder im amerikanischen Fernsehen -- "HÖR ZU!" Nr. 24 / 1947, S. 3:

In Amerika sind die ersten farbigen Bilder im regulären Fernsehbetrieb vorgeführt worden. Für die Übertragung werden Ultrakurzwellen benutzt. Die ersten Farb-Fernsehepfänger sollen im März nächsten Jahres auf den Markt kommen. Der Preis ist nur 10 bis 15 Prozent höher als der für ein Schwarzweiß-Fernsegerät, das etwa 400 Dollar kostet.

-unbek. Autor der "HÖR ZU!"-Red.-


Wetterbericht im NWDR -- "HÖR ZU!" Nr. 30 / 1947, S. 3:

"Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist." Diesen Vers könnte man auch auf die Wettervorhersage des NWDR anwenden. Denn in den letzten 14 Tagen traf genau immer das Gegenteil von dem ein, was gesagt wurde. Ich weiß nicht, ob es nur in Iserlohn so war, aber hier wurde die Meldung, die vor zwei Tagen über den Rundfunk kam und besagte, daß "mit Beendigung der Schauertätigkeit mit Übergang zu schönem warmem Wetter zu rechnen sei", allgemein spöttisch belächelt. (In Iserlohn war von Schauertätigkeit nämlich nichts zu merken.) Aber die "Wettermacher" erhalten schließlich auch nur 1000 Kalorien...
-K.-H. G. aus Iserlohn-

Antwort der "HÖR ZU!"-Red.: Das ist ja schrecklich, Herr G., aber so weit ist der Rundfunk leider noch nicht, daß er für jede Stadt einen Spezialbericht geben kann. Die Berichte werden für die gesamte Zone gesendet, und da kann es wohl schon mal vorkommen, daß ein Schauer Sie nicht erschauern läßt.


Dora im Ü-Wagen -- "HÖR ZU!" Nr. 34 / 1947, S. 4:

Dora ist weder eine junge Dame noch die auf dem Bild gezeigte Rundfunkreporterin
(die heißt Rose-Marie).

Dora ist sehr klein und hat in einem Volkswagen bequem Platz. Dora kann sprechen, singen und musizieren, grad wie ein Rundfunksender; denn Dora ist - ein Magnetofon! Eines jener Aufnahmegeräte, das der Rundfunk heute an Stelle der veralteten Schallplatten vorwiegend benutzt. Ihren Namen hat Dora von der Typenbezeichnung D der Herstellungsfirma. Dieses Gerät hat der NWDR auf Hochfrequenz um- und in einen Volkswagen eingebaut. Sehr zur Freude der Reporter, denn der Volkswagen ist überaus schnell, ein richtiger Flitzer, wie Reporter ihn brauchen. Den nötigen Strom liefert die Autobatterie. Allerdings ist die Aufnahmedauer für die einzelnen Bandspulen auf jeweils zwölf Minuten begrenzt. Aber das reicht immer für eine Echo-Reportage, ein Interview oder andere Berichte.

Die Techniker des NWDR Hamburg haben ihr ganzes Können liebevoll in den neuen Übertragungswagen eingebaut; und es besteht die Absicht, nach und nach jeden NWDR-Sender mit mehreren Fahrzeugen dieser Art auszurüsten.

-unbek. Autor der "HÖR ZU!"-Red.-


Fernsehen in England und Amerika -- "HÖR ZU!" Nr. 47 / 1947, S. 7:

Großartiger Fortschritt und großartige Pläne

Wo steht das Fernsehen heute? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir schon einen Blick über die Grenzen tun: nach England und den USA, denn in Deutschland verfügen wir heute weder über Fernsehsender, noch ist es uns erlaubt, Fernsehempfänger zu bauen.

Nach neuesten Meldungen ist jedoch damit zu rechnen, daß auch bei uns der Fernsehbetrieb in absehbarer Zeit wieder aufgenommen werden darf.

Da sich die Fernsehwellen ähnlich wie Lichtstrahlen verhalten, also nur geradlinig fortpflanzen, vermag jede Sendestation nur einen verhältnismäßig kleinen Kreis - meist von etwa 65 Kilometer Radius - zu versorgen. Entscheidend ist dabei die Aufstellungshöhe der Sende-Antenne. Dadurch sind der Verbreitung des Fernsehens zunächst noch räumliche Grenzen gesetzt. Doch die finanziellen sind nicht weniger hemmend: Der Bau eines Fernsehsenders kostet rund 200 000 Dollar, und auch die Übertragung von Programmen auf dem Drahtwege durch Fernsehkabel ist sehr teuer. So würde beispielsweise ein Kabel vom Atlantik zum Pazifik rund 30 Millionen Dollar kosten.

Dennoch macht der Ausbau des Fernsehwesens in England und den USA große Fortschritte. Es gibt heute in England rund 30 000 und in Amerika 40 000 Fernsehempfänger. In den Vereinigten Staaten sind 40 Fernsehsender im Bau. England will jetzt auch in Birmingham einen Sender erstellen und weitere Gebiete des Landes durch Neubauten für das Fernsehen erschließen.

Hand in Hand mit dieser Entwicklung läuft der Bau kleinerer Aufnahmekameras. Geräte, für deren Transport einst ein Dreieinhalbtonner benötigt wurde, können jetzt schon in einem Personenwagen untergebracht werden, und damit steigt natŸrlich auch die Beweglichkeit bei Außenaufnahmen.

Die Meinungen über die Zukunft des Fernsehens sind geteilt. Die einen sehen schon ihr Kino, das Theater, die Oper oder die Universität oder den Sportplatz im eigenen Heim. Die anderen dagegen behaupten, das Fernsehen würde auch noch in zehn Jahren eine Angelegenheit von zweifelhaftem Werte sein. Wir erinnern uns: Ähnliche Stimmen konnten wir auch hören, als vor 25 Jahren der Rundfunk begann. Und wir widersprechen aus den glänzenden Erfahrungen mit dem noch im Kriege vorzüglich arbeitenden Berliner Fernseh-Rundfunk. Wir widersprechen, weil wir durchaus zu glauben vermögen - und das wollen wir hier vorbehaltlos aussprechen: die Weiterentwicklung des blinden Rundfunks kann und wird nur der Fernseher sein. Der farbige plastische Fernseher!

Aber wie sieht denn nun heute das Fernsehprogramm in England aus? Zunächst die Sendezeiten: Die Nachmittagsprogramme dauern etwa eine Stunde und die Abendprogramme anderthalb Stunden. Bei längeren Stücken oder bei der Übertragung von sportlichen Ereignissen werden diese Zeiten von Fall zu Fall auch ausgedehnt. Aufführungen aus den beiden Studios der BBC sind am beliebtesten, außerordentlich beliebt sind auch die "Bilderseiten" mit Interviews berühmter Persönlichkeiten, illustrierten Gesprächen, Tanz- und Varieté-Vorführungen, Ballett, Sportinterviews und Amateurkämpfe. Ferner Kurzfilme, von denen viele jetzt durch die BBC-Filmgesellschaft angefertigt werden.

Bis zum Ende dieses Jahres soll jede Woche ein Viertelstundenprogramm mit aktuellen Ereignissen gezeigt werden. Für nächstes Jahr sind wöchentlich zwei solcher Programme vorgesehen, und schließlich ist für jeden Tag ein neues Programm geplant. Schon jetzt tauscht die BBC Fernsehfilme mit der National Broadcasting Company in den USA aus; und internationale Fernseh-Wochenschauen sollen folgen, wenn erst andere Länder das Fernsehen eingeführt haben.

Im November und Dezember werden in London allein 20 neue Schauspiele gesendet, einschließlich der ersten Fernseh-Version von "Hamlet". Ferner werden neue Wege beschritten, um gute Musik in die Fernseh-Programme einzubauen.

Für Forschung und Entwicklung im Fernsehen sind - auch in Deutschland - schon Unsummen ausgegeben worden, und die Technik ist heute so weit, daß brillante und helle Bilder übertragen werden können. Die neuesten Geräte mit Bildschirmen bis zu einer Größe von 40 x 50 Zentimeter sind mit Rundfunkempfängern kombiniert.

Und während sich die Forscher die Köpfe darüber zerbrechen, wie man das Schwarzweißsystem verbessern kann, sind andere Erfinder bereits an der Arbeit, das Problem des farbigen plastischen Fernsehens auf verschiedenartige Weise zu lösen.

Bei uns ist die Entdeckung abgerissen, und Professor Fritz Schröter - einer unserer größten Fernseh-Wissenschaftler - ist einem Ruf nach Paris gefolgt. Das ist für uns ein schwerer Verlust.

Hoffen wir, daß unsere verbliebenen Spezialisten ihre friedliche Arbeit bald wieder aufnehmen und mit dem Bau neuer Versuchs-Sender beginnen dürfen!

-unbek. Autor der "HÖR ZU!"-Red.-

 1884

 1946

 1947

 1948

 1949

 1950

 1951

 1952

 1953

 1954

 1955

 1956

 1957

 1958

 1959

 1960

  

© Axel Schneider since 2002