1981: 5-7, 24, Hape Kerkeling     
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Zitat aus dem Buch: "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling
ISBN-13: 978-3-89029-312-7, S. 45-47:

(...)

Immer wieder denke ich auf dem Weg auch an meine beruflichen Anfänge zurück und die glücklichen Fügungen, die zwischen meinem fünfzehnten und zwanzigsten Lebensjahr dazu geführt haben, dass mein Traum wahr wurde.

Schon als Kind hatte ich die unbegründete Gewissheit, einmal im Rampenlicht zu stehen. Richtig los ging's eigentlich erst 1981. Da dachte ich mir: "Wenn du Komiker werden willst, brauchst du Material!" Also fing ich an, mir Notizen zu machen.

Freunde, denen ich ab und zu etwas von meinen wüst zusammengewürfelten Absurditäten vorlese, gucken mich dann mit großen fragenden Augen an: "Das findest du lustig?" Ich mache weiter. Denn ich find's lustig, sogar sehr! Meine Familie nimmt meine Aktivitäten mit einigem Befremden zur Kenntnis, lässt mich aber gewähren.

Eines Nachmittags sitze ich bei Kaffee und Kuchen im Haus meiner Patentante Anna und sie knallt mir die "Hör Zu" auf den Tisch: "Hier, du willst doch zum Fernsehen, die suchen Talente." Ich sehe ein Bild von Carolin Reiber und darunter die forsche Frage: "Sind Sie ein Talent? Melden Sie sich bei mir!"

Prima, wenn schon meine Freunde nicht über meinen Humor lachen können, dann wird es Carolin Reiber sicher förmlich aus den Socken hauen. Der Einsendeschluss für den Wettbewerb ist allerdings schon seit einer Woche abgelaufen. Aber Tante Anna fegt meine Bedenken beiseite: "Ja und? Schreib doch in den Brief ein anderes Datum! Wer liest denn schon den Poststempel?" Recht hat sie.

Meine ellenlangen Sketche labere ich also auf eine Kassette und komme nach mehrmaligem Kontrollhören zu der Überzeugung, dass es besser wäre, die Sketche zusätzlich zu erklären. Also folgt auf einer weiteren Kassette zu jedem Sketch auch noch eine fünfminütige Erläuterung.

Vier Wochen später flattert mir eine Einladung für zwei Personen zur Funkausstellung nach Berlin ins Haus.

"Herzlichen Glückwunsch! Sie sind zusammen mit fünf weiteren Bewerbern aus über sechshundert Zuschriften ausgewählt worden und können Ihr Talent in Berlin unter Beweis stellen!" Großartig! Wahrscheinlich hat meine unfreiwillig komische Zusatzkassette den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben. So machen mein Vater und ich - gerade mal sechzehn - uns also auf den Weg nach Berlin.

Unser Abreisetag fällt allerdings unglücklicherweise auf meinen ersten Schultag nach den Sommerferien und ich müsste eigentlich im Erdkundeunterricht sitzen und nicht am Düsseldorfer Flughafen.

Mein Vater hält es aber auf Grund des gegebenen besonderen Anlasses für vertretbar, die ersten zwei Schultage ausfallen zu lassen.

Als wir im Warteraum vor unserem Abfluggate sitzen, spaziert gut gelaunt der Direktor meines Gymnasiums herein! Mein Geschichtslehrer! Besser Hätt's nicht laufen können. Der sieht mich natürlich sofort und kommt auf mich zugestürzt: "Und du fliegst also auch am ersten Schultag nach Berlin?" Das kann ich schlecht leugnen.

Mein Vater übernimmt das Ruder und erzählt eine haarsträubende Geschichte von einer verstorbenen Tante in Berlin! Wie traurig das alles sei, wo der Junge doch so an ihr gehangen hätte! Herr Dr. Koch schaut betrübt drein und lässt uns in Ruhe weitertrauern.

Im Flugzeug maßregele ich meinen Vater: Die Wahrheit zu erzählen währe ja wohl besser gewesen. Bei meiner Ankunft in Berlin muss ich nämlich als Erkennungszeichen für die Redakteurin eine zehn Zentimeter große Papiermargerite sichtbar anheften. Mit der Aufschrift: "Ich lese Hör Zu!" Wie sollen die mich von der "Hör Zu" mich auch sonst am Flughafen erkennen?

Der Wettbewerb findet vor viel Laufpublikum in einer Halle des Berliner Messegeländes statt. Die Jury ist mit hochkarätigen Experten besetzt. Bei meinem Auftritt tue ich genau das, was ich bereits auf Familienfeiern und Schulfesten ausprobiert habe - und siehe da: auch im Gewühl der Messebesucher findet mein Humor einen gewissen Anklang. Am Ende des Wettbewerbes gehöre ich zu den Siegern in allen Kategorien.

Danach bombardiere ich sämtliche Rundfunkanstalten mit meinen Kassetten. Tja, und ein Sender meldet sich dann auch tatsächlich bei mir. Lutz Hahn vom Saarländischen Rundfunk bearbeitet, korrigiert und verbessert mit mir zusammen das gesamte Sketchmaterial und fünfundzwanzig Sketche werden in Saarbrücken aufgezeichnet und später gegen ein sattes Honorar gesendet. Die Arbeit beim Saarländischen Rundfunk ist großartig und macht enorm viel Spaß. Ohne den Mut und den kühnen Einsatz des Redakteurs wäre ich nie beim Radio gelandet.


(...)


Sind Sie ein Talent fürs Fernsehen? -- "Hörzu" Nr. 26 / 1981, S. 21:

HÖRZU präsentiert auf der "Internationalen Funkausstellung" in Berlin täglich ein Programm mit vielen Stars und Prominenten. Ein bißchen Glück - und Sie können dabeisein. Machen Sie mit beim großen Leser-Wettbewerb!

Fernsehprogramm ansagen wie Carolin Reiber. Bundesliga-Fußball kommentieren wie Ernst Huberty, Tiere filmen wie Heinz Sielmann, Tagesschau sprechen wie Karl-Heinz Köpcke. Haben Sie Talent fürs Fernsehen?

HÖRZU gibt jetzt ihren Leserinnen und Lesern die Chance, den Bildschirm-Stars nachzueifern (wäre doch gelacht, wenn sich unter den Millionen Frauen und Männern keine Talente entdecken ließen).

Beim großen HÖRZU-Leser-Wettbewerb können Sie in einer der folgenden fünf Gruppen mitmachen:

• Nachrichtensprecher
• Ansagerin
• Sportreporter
• Tierfilmer
• freie Wahl (z.B. Alleinunterhalter, Quizmaster, Showmaster, Zauberer, Komiker, Erfinder usw. Nicht aber Sänger, Musiker, Schauspieler! Davon gibt es genug.)

So geht's: Suchen Sie sich eine dieser fünf Gruppen aus, und schicken Sie eine kleine Kostprobe Ihres Könnens auf Tonband oder Cassette (zwei bis drei Minuten Dauer) an HÖRZU. Dazu ein Foto von Ihnen und einen kurzen Brief mit Alter, Beruf und mit der Angabe der Gruppe, in der Sie sich beteiligen möchten.

Wollen Sie Heinz Sielmann als Tierfilmer Konkurrenz machen? Dann schicken Sie bitte statt Tonband/Cassette einen Ihrer Tierfilme (kurz, Super 8 oder 16 mm). Dazu auch Alter, Beruf und den Vermerk, mit wieviel Bildern je Sekunde Sie gefilmt haben.

Unsere Anschrift:
HÖRZU-Redaktion
Kennwort: "Talente"
Kaiser-Wilhelm-Straße 6
2000 Hamburg 36


Nicht vergessen: Einsendeschluß ist Montag, 6. Juli 1981 (der Rechtsweg ist ausgeschlossen!).

Nur Mut! Vielleicht haben Sie Ihr Talent ja schon vor Verwandten, Freunden oder Nachbarn getestet. Und alle haben gesagt: "Wirklich sehr schade, daß du nicht beim Fernsehen bist!" Eventuell klappt's ja jetzt.

Die sechs Besten jeder Gruppe, die eine HÖRZU-Jury unter allen Einsendungen auswählt, werden zwischen dem 4. und 13. September 1981 zur "Internationalen Funkausstellung" nach Berlin eingeladen.

Dort präsentiert HÖRZU im Philips-Pavillon täglich ein Programm. Und dort im Philips-HÖRZU-Studio findet auch die Endausscheidung statt. Viele Stars vom Fernsehen werden zuschauen und zuhören.

Sehr gut möglich, daß Sie schon gleich danach fürs Fernsehen entdeckt und tatsächlich in ein großes TV-Studio eingeladen werden.

Übrigens: Wenn Sie Ihren Star einmal selber interviewen wollen - auch dazu haben Sie auf der Berliner Funkausstellung Gelegenheit.

Mehr darüber in der nächsten HÖRZU.


Dufte, diese Talentschau von HÖRZU! -- "Hörzu" Nr. 38 / 1981, S. 8-10:

Das war ein Riesenspaß auf der Funkausstellung in Berlin: HÖRZU-Leser zeigten, was in ihnen steckt. Unterhaltung, die begeisterte: das Publikum, die Fachleute und die Prominenten

Wolfgang Penk, Unterhaltungschef des ZDF, war des Lobes voll: "Wenn die so weitermachen, wird aus denen was!" Die Anerkennung des Fernsehprofis galt zwei HÖRZU-Lesern, Musikstudentin Claudia Jörn, 20, aus Brühl und Schüler Hans Peter Kerkeling, 16, aus Recklinghausen. Bei der HÖRZU-Leser-Aktion "Talente fürs Fernsehen gesucht" hatten sie sich in der Sparte Alleinunterhaltung qualifiziert. Auf der Berliner Funkausstellung mußten sie sich einer kritischen Jury, der Unterhaltungsfachmann Penk angehörte, stellen. Die war genauso begeistert wie das Publikum, das sich im Philips-TV/HÖRZU-Studio drängte: "Dufte, diese Talentshow von HÖRZU!" Claudia, die kesse Dialekt-Sketche hinlegte, und Hans Peter, der als Sprachen-Imitator Lachsalven auslöste, gingen als Sieger hervor.

(...)

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