Ein Lied für Göteborg -- ARD --
"Hörzu" Nr. 16 vom 12.04.1985, S. 99:
Gute Sendung, schwacher Song
Michael Pfleghar hat es glänzend verstanden, eine abwechslungsreiche und tolle Show
aus dieser deutschen Endaussscheidung für den Grand Prix in Schweden zu machen.
Das war einfach super! Und auch die Beiträge waren, glaube ich,
noch nie so gut wie in diesem Jahr.
-Monika J. aus N.-
Oje, was hat den Regisseur Michael Pfleghar bloß veranlaßt, den Zuschauern
eine so furchtbare Moderation auf Rollschuhen anzubieten! Ganz zu schweigen von den zwölf
Musiktiteln, die allesamt ein niedriges Niveau hatten.
-Christian M. aus R.-
Ich zweifle sehr daran, daß der deutsche Grand-Prix-Beitrag - "Für alle",
gesungen von der Gruppe "Wind" - in Göteborg überhaupt eine Chance hat.
Es waren in der Ausscheidung weit stärkere Lieder dabei - für mich zum Beispiel das
von Günter Stern -, und sie waren auch besser zu verstehen als dieses nur für sehr
gute Ohren geeignete "Gemurmel". Ein ganz dickes Lob jedoch verdient diesmal
die sehr gute Moderation.
-Ute L. aus Müllheim-
Eine neue "Klimbim"-Sendung? Was hat sich Michael Pfleghar nur bei dem Moderationspaar
Geißler / Mascher gedacht? Schlimm!
-Gaby A. aus Bremen-
Dank und Gratulation von jung und alt (von zwölf bis 61 Jahre)!
Göteborg ist überflüssig, München war schon Spitze!
-Hartmut K. aus N.-
So eine beschwingte Schlagersendung gab´s lange nicht. Wolfgang Mascher und Margit
Geißler trafen den richtigen Plauderton. Noch besser: die Rückschau
mit den ehemaligen Siegern.
-Roswitha W. aus Frankfurt am Main-
Ein Musterbeispiel für Manipulation durch die öffentlichen Medien!
Der Saalbeifall bewies eindeutig, daß das Lied "Die Glocken von Rom"
hätte gewinnen müssen.
-Bernd D. aus Heidelberg-
Nach dem Motto "Gut geklaut ist halb gewonnen" ist wohl Hanne Hallers
Siegertitel "Für alle" entstanden. Man braucht nicht viel musikalisches
Gehör, um den Erfolgshit von Françoise Hardy, "Frag den Abendwind"
herauszuhören.
-Eva B. aus W.-
Wetten, daß...? -- ZDF --
"Hörzu" Nr. 16 vom 12.04.1985, S. 17:
Gute Wetten, zu viele Stars
Belmondo fand ihn filmreif: den Wuppertaler, der mit seinem Auto auf zwei gespannten Drahtseilen
fuhr. Schnellzeichner Oskar kam aus der Puste, weil acht Schüler aus Tirol ein
Fußballtor flinker zumauerten, als er die Steine numerieren konnte. Eine Schweizerin
schließlich identifizierte 36 Herrscherkronen.
Die Wetten hatten es in sich, aber die vielen Stars, mit denen das ZDF und Elstner protzten
(Jean-Paul Belmondo, Brooke Shields, Tina Turner, Shirley Bassey, Wencke Myhre, Beckenbauer), stahlen
sich gegenseitig die Show.
Frank Elstner funktionierte in dem Überangebot brav wie ein
Rangierer im Verschiebebahnhof. In seinen Gesprächen jedoch rutschte er zu häufig ab
in die Niederungen von Klatsch und Kalau: "Ach nein, die Traumfrau hat ja ein Grübchen",
und "Belmondo, das heißt doch "Schöne Welt", warum spielen Sie so
häßliche Filme?". Die unsägliche Simultan-Übersetzung brachte nur
Sprechblasen zustande, aber kein Plaudern.
Am Ende waren die Namenlosen die Stars, und die Superstars blieben Schaufensterpuppen.
-Karlheinz Mose, HÖRZU-
-- "Hörzu" Nr. 17 vom 19.04.1985, S. 91:
Kaninchen sind doch kein Pizzateig!
Die Wette, bei der ein junger Mann mit verbundenen Augen Kaninchenrassen erkennen wollte,
also nur durch Betasten, fand ich zuerst sehr gut. Aber dann kam sie mir doch etwas wie
Tierquälerei vor. Die armen Kaninchen sitzen unter den heißen Scheinwerfern,
können sich die Krawatte nicht lockern, nicht das Hemd aufknöpfen, und dann kommt
einer, der als Experte und Schiedsrichter vorgestellt wird, und packt die Tiere.
Zunächst fachmännisch am Nackenfell, dann aber auch an Bauch und Rücken,
zum Glück nicht noch an den Ohren. Als er die Tiere auf den Tisch legte, müssen die
sich vorgekommen sein wie Pizzateig. Der Experte sollte sich ein neues Gebiet suchen:
Wildschweine, Löwen, bengalische Tiger. Die können sich wenigstens wehren.
-Vera W. aus Düren-
Um Verständigungsärger oder schlechte Simultanübersetzer in Zukunft
auszuschalten, sollte das ZDF "Wetten, daß...?" doch besser gleich in
Englisch oder in sonst einer Fremdsprache ausstrahlen. Für die lächerlichen
paar deutschen Zuschauer können ja Untertitel eingeblendet werden. Spätestens
mit der Nationalhymne bei Sendeschluß merkt man dann, daß das ZDF ein deutscher
Sender ist. Aber wer glaubt, auf so groteske Auftritte wie von Culture-Club-Chef Boy
George, dem "Idol der Jugend" (so HÖRZU), oder die Tanzverrenkungen
einer Tina Turner verzichten zu können, der irrt, denn dies war
ein "Glücksfall" (so Frank Elstner).
-Otto G. aus St.-
Ich bin kein Gegner moderner, von der Jugend gewünschter Hits. Aber offenbar wissen
die Programmgestalter von "Wetten, daß...?" gar nicht, wer denn an einem
Samstagabend vor den Bildschirmen sitzt.
-H. Müller aus Lüneburg-
Zum Schluß gab es Blumen für die Damen. Nur die hervorragende Kandidatin, die
alles über Kronen wußte, wurde von Frank Elstner übergangen. Die Blumen gab
er Brooke Shields. Die echte Dame des Abends war ihm und dem ZDF kein Blümchen wert.
Beschämend!
-Elisabeth Sch. aus Bad S.-
Wir fanden die Sendung hervorragend. Waren die Herrscherkronen, die gezeigt wurden, echt?
Und wo sind diese, wenn überhaupt, zu besichtigen?
-Frank und Maria-Luise K. aus B.-
Antwort der HÖRZU: Die Kronen sind Nachbildungen, die der Wuppertaler Juwelier
Jürgen Abeler für ein geplantes Museum anfertigte. Zur Zeit ist die Sammlung,
umfangreicher als im ZDF gezeigt, als Wanderausstellung unterwegs. Es gibt einen farbigen
Katalog, der für 25 Mark über das "Uhren-Museum" Wuppertal bezogen werden kann.
blick -- APF / SAT 1 --
"Hörzu" Nr. 17 vom 19.04.1985, S. 7:
Jetzt mehr Platz für Show
Im Studio krachte eine Wand zusammen. Mitten während der munteren APF-Nachrichten-Show
"blick", die seit dem 1. Januar allabendlich über SAT 1 ausgestrahlt wird.
Aber die Steine waren aus Styropor, der Staub kam aus der Nebeldüse eines Bühnenbildners,
und es geschah auf Stichwort: "Aktuell Presse Fernsehen" in Hamburg feierte die
ersten hundert Sendetage, und Chefredakteur Armin Halle sprach gerade mit berechtigtem Stolz
vom "Durchbruch". Der Einsturz-Gag "nach Art des Hauses" gab den Blick frei
auf 100 Quadratmeter weitere Studiofläche. APF will für die eine Million Kabel-Haushalte,
bis zum Jahresende für SAT 1 empfangsbereit sein werden, mehr Unterhaltung bringen.
Gesucht wird... -- ARD --
"Hörzu" Nr. 17 vom 19.04.1985, S. 93:
Das war üble Volksverdummung!
Was ist aus den 120 Millionen Mark geworden, die durch den ARD-Tag für Afrika gespendet wurden?
Statt sachlich zu berichten, machte Reporter Wolfgang Korruhn in der Tendenz daraus: Ihr alle, die
ihr gespendet habt, seid Idioten, denn die "Wohltätigkeits-Multis" (diesen abgefeimten
Ausdruck hat er wortwörtlich z.B. für das Rote Kreuz und die Caritas verwendet!)
verplempern euer Geld. Und wenn dieser Herr zur Sache kam, machte er daraus auch eine Volksverdummung.
Ein Beispiel: 70 Prozent der Gelder blieben "hier hängen", um dafür Hallen,
Zelte und Decken zu kaufen! Na und? Möchte er die Frierenden lieber mit Geldscheinen zudecken?
Ich bin konfessionslos, aber wie da mit Papst und den Katholiken umgegangen wurde,
ist nur übelwollend destruktiv.
-Georg S. aus Frankfurt-
Was bin ich? -- ARD --
"Hörzu" Nr. 18 vom 26.04.1985, S. 11:
... und diese Sendung wollte keiner machen
Nach 30 Jahren und 300 Sendungen ist Robert Lembkes "Was bin ich?" noch
immer ein Erfolg. Ein Ende ist nicht abzusehen
Es ist das Jahr 1955, ein Jahr der vielen Fragen. Was erreicht Adenauer im Kreml? Wer spielt den
"Förster vom Silberwald"? Warum mußte James Dean sterben? Was bin ich?
Die letzte Frage zielt auf 30 Jahre Fernsehgeschichte. Denn am 2. Januar 1955 stellte sich auf den
noch jungen deutschen Mattscheiben ein Mann namens Robert Lembke zum erstenmal mit einem
vierköpfigen Team vor, das Berufe erraten sollte. Ein nettes Spielchen, kurzweilig wie ein
Kindergeburtstag, langlebig wie ein Stammtischtreff. Am 4. Mai 1985 präsentiert Robert Lembke
zum 300. Mal: "Was bin ich?"
Die ARD-Programmacher haben Lembke und seine Sendung oft in Frage gestellt, aber nie zu Fall
bringen können. Millionen Deutsche sind mit "Was bin ich?" groß, erwachsen und
alt geworden. Sie haben Hunderte von Berufen und Prominenten kennengelernt - und manches
"Mißverständnis". Von einem Kuhschwanzhalter wollten die Rater wissen, ob er
"seinen Dienst auch dem Menschen erweisen" könne. Gebrüll im Publikum.
Einen anderen Kandidaten fragten sie, ob er "manuell" arbeite. Antwort: "Nein,
eher etwas für Frauen."
Situationskomik und Lacher, die diesem TV-Dauerrenner immer wieder Beine machen. Doch das eigentliche
Geheimnis des Erfolges? Selbst Robert Lembke weiß keine plausible Erklärung für
so viel Beständigkeit: "Wir haben keine Showtreppe, keine Hupfdohlen, niemanden, der durch
einen Reifen springt. Wir haben nur Sitzende, die Fragen stellen und Fragen beantworten.
Das ist eigentlich alles."
Wenn das schon alles sein soll... So mag vor 30 Jahren mancher Quizmaster gedacht haben, als
Robert Lembke ihm anbot, "Was bin ich?" als Moderator zu leiten. Keiner wollte die Sendung
haben - weil ihr niemand Chancen einräumte. Lembke: "Und darum ging ich einmal selbst
vor die Kamera, als Übergangslösung."
Er wird noch oft "einspringen" müssen; Lembke selbst spricht von einer
"biologischen Grenze". Doch bis dahin ist´s weit: der Robert Lembke ist ja erst 71.
-Klaus Gehrmann, HÖRZU-
Extratour -- ARD --
"Hörzu" Nr. 18 vom 26.04.1985, S. 101:
Das trojanische Pferd aus Bremen
Als Unterhaltung "mit Rhythmus und Flitter" von HÖRZU angekündigt, schlich sich
eine Demokratie und Deutschland verachtende Sendung in die Wohnzimmer, der man die destruktive Wollust
der Macher fast in jeder Phase anmerkte. Ein trojanisches Pferd!
-Henning P. aus Meerbusch-
Man ist ja einiges gewohnt von Radio Bremen, aber grölende Jugendliche anzustiften, ein Denkmal,
das ja ersatzweise Grabstein für viele Tote des Weltkrieges ist, mit zusammengenähten
Bettüchern, Tischdecken und anderen bunten Flicken zu verhüllen, ist eine üble
Geschmacklosigkeit. Ich fühle mich durch eine solche Aktion zutiefst beleidigt.
-G. K. aus Hannover-
Aus der Mixtur von Kabarett und Reportage sollte die Nationalhymne ausgeklammert bleiben. Schließlich
hat jede Nation ihre Hymne, und es gehört zum Demokratieverständnis, sie zu achten.
Auch bei der Aktion gegen das Hamburger Kriegerdenkmal schossen die jungen Leute weit über
das Ziel hinaus. Es ist als Mahnmal von damals ein Zeit-Dokument, über das sich
nachzudenken lohnt.
-G. P. aus Bremen-
Alles wiederholt sich: Wer heute aufruft, ein Soldaten-Ehrenmal zu schänden, darf sich nicht
wundern, wenn es morgen jüdische Grabstätten und Synagogen sind.
-C. P. Meyer aus E.-
"Extratour" sollte besser als "linke Tour" firmieren. Denn hier wurde von der
unterschwelligen Beschimpfung Reagans über die Lächerlichmachung der Nationalhymne bis zur
Denkmal-Schändung versucht, linksextremes Gedanken-Ungut unter dem Deckmantel "Unterhaltung"
ans Publikum zu bringen. Müssen wir mit den Gebühren eine solche
Diffamierungskampagne finanzieren?
-G. Müller aus Hagen-
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