Österreich ist aufgewacht -- "Hörzu" Nr. 24 vom 11.06.1982, S. 17:
Neunmalkluge behaupten: Für Deutschland beginnt die WM eigentlich erst
in der 2. Finalrunde. Schön wär's!
Wir können in den Spielen gegen Algerien, Chile und Österreich doch nicht zwei- oder dreimal mit den
Fingern schnippen und schon haben wir gewonnen. Nee, nee! Auch in der 1. Finalrunde gehen wir voll
konzentriert zur Sache.
Dabei kommt mir das Team aus Österreich gerade recht. Ich habe genau bemerkt, daß bei unseren
Nachbarn seit etwa einem halben Jahr wieder engagiert gearbeitet wird. Das war auch höchste Zeit.
Denn nach der WM 1978, bei der die Österreicher uns 3:2 geschlagen hatten, war für sie
Fußball erledigt. Die Folge: ein Dornröschen-Schlaf.
Nun sind sie seit einigen Monaten wach geküßt und schon viel besser als in den
WM-Qualifikationen, als sie zweimal gegen uns eingingen. Österreich hat eine gute Mannschaft,
der ich in Spanien einiges zutraue. Zusammen mit Italien und Frankreich halte ich die Pezzey & Co.
für die gefährlichsten Außenseiter hinter den erklärten Favoriten Brasilien,
Deutschland, Spanien und Argentinien.
Woher kommt nun dieser Aufschwung? Ich glaube, dafür gibt es eine einleuchtende Erklärung:
Jetzt, bei der WM, wittern die besten Spieler im Lande ihre Chance, durch hervorragende Leistungen
auf sich aufmerksam machen zu können. Sie hoffen dadurch auf einen lukrativen Vertrag im Ausland
und damit auf das große Geld. So was motiviert!
-Paul Breitner-
Die WM im Fernsehen -- "Hörzu" Nr. 26 vom 25.06.1982, S. 13:
Die Weltmeisterschaft hat Madrid zwar einen neuen Fernsehturm beschert, aber wie man Fußball
bildschön ins Fernsehen zaubert - mit Nahaufnahmen und Wiederholungen in Zeitlupe für uns
Bundesliga-Verwöhnte -, davon hat die spanische Bildregie offenbar noch wenig mitgekriegt.
Selbst Rudi Michel, der das Spiel Brasilien-UdSSR so saftvoll kommentierte, beklagte:
"Die Totale ist mir etwas zu total!" - Überhaupt der Rudi Michel! Unser bester Mann
in Spanien, bis jetzt jedenfalls. Beim Debakel unserer Elf gegen Algerien litt er hörbar, und wir
litten mit ihm. Souverän wie immer auch Harry Valérien als Studio-Moderator. Dagegen
empfanden wir als schlimme "Eigentore":
• daß Werner Schneider ständig von den Holländern sprach und die Belgier meinte;
• daß Barbara Dickmann ihr Defizit in WM-Latein mit Sätzen kommentierte wie:
"Sollten sich die Deutschen und die Spanier im Endspiel gegenüberstehen..."
(was doch allenfalls eine Halbfinal-Begegnung hätte sein können);
• daß Dieter Kürten im ZDF-Studio Madrid einen speziellen Sherry werbewirksam
plätschern ließ. Na, prost!
-K. Mose, Hörzu-
Trotz allem - eine herrliche WM! -- "Hörzu" Nr. 27 vom 02.07.1982, S. 28:
"Natürlich bin ich bereit, auch 1986 in Kolumbien*(s.u.) das Amt des Organisationschefs zu
übernehmen. Aber nur dann, wenn nicht wieder 24 Mannschaften teilnehmen." So Hermann
Neuberger, Präsident des DFB, Vize-Präsident der FIFA, OK-Chef des Welt-Fußball-Verbandes
bei der zwölften WM in Spanien. Kein Zweifel: "Hermann der Starke" besitzt Macht,
hat Einfluß. Nur - in vier Jahren wird es auch wieder ein Fußball-Festival mit 24 Mannschaften
geben, da kann der gute Mann von der Saar noch so viel protestieren.
Trotzig erklärten die Kolumbianer in Spanien: "Wir sind bestens gerüstet.
Wir schaffen es." Glauben wir es heute. Wünschen wir für die WM Nr. 13 Glück.
Was ist mit WM Nr. 12? Sie ist, trotz aller Skepsis, eine herrliche WM. Es ist die WM der Rekorde:
mit 24 Mannschaften in der Endrunde, mit neuen Zuschauerrekorden an den Bildschirmen der ganzen Welt.
1,2 Milliarden sahen das Eröffnungsspiel, beim Finale am 11. Juli schätzt man zwei Milliarden.
Es ist eine "verrückte" WM. Prickelnd, spannend, mit reizvollen Spielen, verblüffenden
Vorstellungen der sogenannten Exoten (Kamerun, Honduras, Kuwait, Algerien). Die Favoriten zitterten
sehr schnell vor den Außenseitern. Unumstößlich scheinende Hierarchien gerieten ins
Wanken. Aus den vermeintlichen "Spaziergängen" der Großen wurden verzweifelte
Märsche ums Überleben.
Es ist die WM des schönen Fußballs. Die Qualität der Spiele ist über Erwarten gut.
Erfreulich die Tendenz: hin zum "offenen Spiel", weg von den reinen Abwehrschlachten.
Viele Mannschaften lieferten den Beweis, daß Aufbauen wichtiger ist als Zerstören.
Der Reißbrett-Fußball starb in Spanien endgültig. Demonstriert wird die Vielfalt
des Spiels, die Verschiedenartigkeit der Systeme, der Stile, der Konzeptionen und der Taktiken.
Welch Unterschied zwischen der UdSSR und Brasilien, zwischen Belgien und Argentinien, zwischen
Deutschland und Algerien, zwischen Schottland und Neuseeland, zwischen Ungarn und El Salvador.
Der sportlich reizvolle Vergleich läßt den Fernseh-Fußballabend fröhlich werden.
Zwei rein sportliche Dinge fallen auf: Die Raumdeckung ist nicht mehr aufzuhalten. Zweitens: Kompliment
den Hauptakteuren. Es gibt so gut wie keine häßlichen, absichtlichen Fouls. Bei aller
Härte wird fair gespielt. Das Verhalten der Spieler ist um so erstaunlicher, da das Verhalten
mancher Schiedsrichter absolut WM-untauglich ist. Die uneinheitliche Auslegung der Spielregeln und der
Strafmöglichkeiten wirken schockierend. Schockierend auch die organisatorischen Fehlleistungen
in Spanien, die Kartenverteilung vor Ort, die Bildregie bei den Fernsehübertragungen
und die Nepp-Preise in den Hotels.
Sei's drum. Ich habe meinen Spaß. Ich sitze brav vor meinem Bildschirm und bin vom WM-Fieber
befallen. Ich hab' gelitten und gejubelt. Eine Entdeckung machte ich auch. Der Mann heißt
N'Kono und kommt aus Kamerun. Mochten Sie ihn auch, den schwarzen Teufelskerl zwischen den Pfosten?
-Roman Köster, Hörzu-
Der Betrug -- ZDF --
"Hörzu" Nr. 28 vom 09.07.1982, S. 5:
Ein notwendiges Nachwort über unser WM-Team
Da hatten also 22 Millionen ahnungslose Fußballfans mit 22 abgebrühten Fußballprofis
einen Vertrag geschlossen: Wir zahlen Euch (aufs Jahr verteilt) so runde zehn Milliönchen, und Ihr -
Ihr müßt dafür nur Fußball spielen.
Die 22 Profis waren ihrer Sache sicher. Sie schätzten die Aufgabe für so gering, daß
sie erst gar nicht vollständig antraten. Das, worum es ging, ließe sich auch mit weniger
erledigen, hieß es aus vollem Maul. So fuhr man mit nur 19 Mann zum Ort der
Vertragserfüllung in den Süden.
In der Tat: Selbst die Zahl von 11 Spielern in einem Spiel ist nur die Obergrenze. Eine so tolle
Mannschaft wie die deutsche hätte jederzeit auch mit acht, vielleicht sogar mir nur fünf
Spielern auflaufen können, denn "Weltmeister", das versicherten alle, von Breitner
bis Hrubesch, das war man schon vornherein.
Ach so, dann mußte ein bißchen gespielt werden. Vertragserfüllung sozusagen.
Für zehn Millionen im Jahr, die wir über Eintrittspreise einer ganzen Saison,
über Werbespots, TV-Gebühren und über den Kauf von Fußballbüchern
bezahlt haben.
War das zuviel verlangt? Nur ein bißchen Fußball spielen, ich meine so mit Angreifen,
Gegner stehen lassen, hohe Flanken schlagen, auch mal laufen, schnell von Verteidigung auf Angriff
umschalten, den gegnerischen Torwart überlisten, so richtig treffen, mit Jubel und Nachsetzen
und gleich noch ein Tor.
Dieses bißchen Fußball wurde nicht geboten. Die zur Vertragserfüllung angetretenen Herrn
standen gelangweilt herum oder taten so, als müsse der Ball erst noch erfunden werden, mit dem
man dann geruhen wollte, das Spiel zu machen. Vielleicht mit neuen Ecken?
Aber wir! Mit unseren zehn Milliönchen!
Leider hatten wir den Herren vertraut und im voraus bezahlt. Indem wir das von Breitner empfohlene
Rasierwasser kauften, zum Beispiel. Wir können jetzt nichts mehr kündigen oder
"Nachbesserung" fordern, wie man es von jedem rechtschaffenen Handwerker verlangen kann,
wenn er mal Pfusch gemacht hat. Ein Spiel hat nur 90 Minuten, dann ist's vorbei.
Auch das berühmte "Wandeln", das uns das Gesetzbuch offeriert, geht nicht mehr:
Also andere Spieler die geschuldete Leistung erbringen lassen, den Dortmunder Torjäger
Manfred Burgsmüller beispielsweise. Auf jeden Fall Leute, die noch nicht so satt sind, daß
sie vor lauter Hundertmarks-Packen-Zählerei glauben,
die Farbe eines Fußballfeldes sei blau.
Aber wir können uns über die Strafgesetze an den spanischen Konsorten halten. So sagt
Paragraph 263 des Strafgesetzbuches: "Wer in der Absicht, sich einen Vermögensvorteil
zu verschaffen, das Vermögen anderer dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung
falscher Tatsachen einen Irrtum erregt, wird bestraft."
Vermögensvorteile haben sie sich reichlich verschafft, uns Zuschauern geschadet.
Falsche Tatsachen haben sie auch vorgespiegelt: daß sie in Spanien auch mal richtig Fußball
spielen würden. Und der Irrtum, den sie erregten: daß wir eine Fußball-National-Mannschaft (!!)
geschickt hätten.
Die Strafe für Betrug liegt bei Geld oder fünf Jahren. Und damit sollten wir geprellten Fans
ernst machen: bei jedem dieser Spiele, bei dem einer dieser Millionäre spielt, kräftig
pfeifen. Und das fünf Jahre lang!
-Paul C. Martin, WELT am SONNTAG-
Gemütsathleten -- "Hörzu" Nr. 28 vom 09.07.1982, S. 28:
"Eine Schande!" schimpfte Eberhard Stanjek in Gijon. Das Standspiel beim 1:0-Spielstand
gegen Österreich erhitzte die Gemüter, nur Hans-Joachim Rauschenbach nicht. Ließ er's
doch zu, daß die sportlich verschaukelten Algerier von seinen Studiogästen nochmals
'verladen' wurden: Der Fußball-Psychologe Prof. Pack erklärte, er wolle auf eigene Kosten
nach Algerien reisen und die Spieler mit einem Vortrag moralisch wieder aufrüsten. Und der Wiener
Schauspieler Kurt Jaggberg lud die Algerier gar zum Besuch der Freilichtbühne Heppenheim ein.
Auf Freikarten, versteht sich. Titel des Stücks: "Einen Jux will er sich machen."
-khm, Hörzu-
Ketzerische Anmerkungen zur Fußball-WM
-- "Hörzu" Nr. 28 vom 09.07.1982, S. 98:
Ich will im Fernsehen packenden Fußball sehen und nicht das Ballgeschiebe von Taktikern und
Hasenfüßen. Daß Paul Breitner bei diesem Wiener-Kaffeehaus-Fußball eifrig
mitmachte, beweist, daß er sich zur Not auch selbst betrügt: War nicht er es, der die hohen
Gagen der Stars damit begründete, daß sie entsprechend attraktiven Fußball bieten?
-Werner F. aus M.-
Da unsere Spieler den Text der Nationalhymne offenbar nicht kennen, empfehle ich für Begegnungen von
der Art Deutschland gegen Österreich folgendes: "Einigkeit ist diesmal wichtig / mit dem
Brudervolk aus Wien. / Denn wir wollen weiterkommen / mit größtmöglichem Gewinn. /
Unser Urlaub ist uns nahe, / uns're Fahrt ist schon gebucht; / der sei ewig zu verdammen, der
ein flottes Spiel versucht."
-Fritz W., Pfarrer im Ruhestand, aus B.-
Es schien schon alles in unzähligen Kommentaren gesagt worden zu sein, da mußte einem
Rhetorik-Professor unbedingt noch einmal Gelegenheit gegeben werden, den letzten Rest an Fluchwürdigkeit
zusammenzukehren. Dieser Aufgabe widmete sich denn auch (in einem Interview mit Barbara Dickmann, ARD)
Professor Walter Jens mit jener deutschen Gründlichkeit, die in aller Welt nicht nur Bewunderung
auszulösen vermag. So wurde der Peinlichkeit tierisch-ernster Fußballtaktik die
Lächerlichkeit schulmeisterlicher Analyse hinzugefügt.
-Hans K. M. aus H.-
Rudi Michels Kommentare möchte ich keineswegs abwerten. Aber wo bleiben alle Bemühungen, den
Sport unpolitisch zu halten, wenn er bei einem Spiel sagt: "Obwohl ich nicht gerade ein
Anhänger der Sowjetunion und ihrer Mannschaft bin..."
-Ruth J. aus Kleve-
Hätten ARD und ZDF anstelle der kostspieligen WM-Übertragungen Erinnerungen aus der
Fußballzeit von Sepp Herberger und Helnut Schön gezeigt, wäre die Reaktion
der Zuschauer gewiß positiver ausgefallen.
-Rudi B. aus S.-
Als jemand, der nur alle vier Jahre Fußball sieht, fühlte ich mich vom Reporter Werner Schneider
besonders angesprochen. Leider vermißte ich einige Erklärungen, z.B.: Warum durften die Belgier mit sechs
Holländern einen Mauer vor dem belgischen Tor bilden? Geht das bei Benelux-Staaten?
-Sigrid K. aus B.-
Nachdem ich den Psychologen der Derwall-Mannen (Prof. Pack) live im ARD-Studio erleben konnte, wie er im
Bewußtsein seiner absoluten Überlegenheit welftremde, dumme Sprüche äußerte,
muß ich fragen: Spielen die Jungs so schlecht, weil sie so falsch behandelt wurden?
-Gisela H. aus M.-
Fazit dieses Schmierentheaters: Künftig anstatt Tiefenpsychologie und Spezial-Aufbautraining nur noch
hundert Tritte in den Hintern jedes Spielers - zum Wachwerden.
-Horst F. B. aus R.-
Jungs, ihr habt vieles wiedergutgemacht!
-- "Hörzu" Nr. 29 vom 16.07.1982, S. 5:
Kehren so verlorene Söhne heim?
Sie waren verschollen in den Niederungen der Unsportlichkeit. Und niemand konnte ihnen dahin folgen.
Nicht die Algerier, die vergeblich von ihnen Kampfgeist und sauberen Sport erhofften, und schon gar nicht die
eigenen Fans, die in maßloser Enttäuschung mit ansehen mußten, wie die von ihnen verehrten
Helden ihr faszinierendes Fußballspiel zum schmählichen Rechenexempel machten. Der Fußball
made in Germany, wegen seiner "Ehrlichkeit" ein Markenzeichen in den Stadien der Welt, war aufgrund
der Vorkommnisse im Österreich-Spiel über Nacht bankrott gegangen.
19 Tage später: So kehren verlorene Söhne heim!
Sie rissen sich die schweißnassen Trikots von der Brust und schleuderten sie hinauf zu denen, deren Herzen
plötzlich wieder mit den ihren im Gleichklang schlugen. Vergessen waren die unseligen Tage von Gijon,
da die einen den anderen ihre Zornesglut entgegenschleuderten und umgekehrt Wasserbeutel in diese Glut platzten.
Tränen in den Augen, die Arme zum herzlichen Willkommen ausgebreitet - so feierten sie schließlich
Versöhnung: die deutsche Elf und ihre Fans.
Die 120 Minuten des Spiels gegen Frankreich waren vielleicht ein neuer Anfang. Deutsche Fußballprofis
dürften sich künftig jedenfalls dreimal überlegen, ob es sich lohnt, Erwerbsdenken
vor die Leistung zu stellen.
"Wir wissen, daß wir vieles wiedergutmachen müssen." Diese Worte von Karl-Heinz Rummenigge
klangen an dieser Stelle in HÖRZU vor einer Woche noch wie ein fades Lippenbekenntnis. Aber der Kapitän
und seine Mannen hielten Wort. Sie haben in der Tat vieles wiedergutgemacht.
Alles? - Ein Quentchen Unbehagen bleibt. Denn wo immer künftig Sportsgeist gewogen wird, könnte man sich
daran erinnern, daß er in Gijon für zu leicht befunden wurde.
-Klaus Gehrmann, Hörzu-
"Rote Karten" für nachlässige Fernsehreporter
-- "Hörzu" Nr. 29 vom 16.07.1982, S. 92:
Da sagte doch Dieter Kürten, der das WM-Spiel Deutschland gegen England im ZDF kommentierte:
"Es ist ja auch eine Zumutung, bei 30 Grad Fußball zu spielen." Ich betreue nebenamtlich
die Arbeiter eines Emaillier- und Gießerei-Werks und weiß: In der Gießerei wird
Tag für Tag bei Temperaturen bis zu 44 Grad für einen Spitzenlohn von 14,82 Mark pro Stunde gearbeitet.
Die Herren Fußballer kassierten allein schon für das Herumstehen in der Vorrunde
zusätzlich 20 000 Mark.
-Prof. Dr. H.-J. Thilo, Psychotherapeut aus Lübeck-
Wir waren sechs Wochen in Honduras und wurden bei unserer Rückkehr verschiedentlich gefragt, ob es denn
ein sehr rückständiges Land sei? Anlaß zu dieser Frage gab offensichtlich der ARD-Sportreporter
Günter Wölbert, der als Kommentator des Spiels Honduras Spanien leichtfertig behauptet hatte,
in dem mittelamerikanischen Staat gäbe es noch kein Fernsehen. Dabei wurden die Spiele sogar live
übertragen. Viele Firmen erlaubten ihren Angestellten, tragbare Geräte mitzubringen, weil das
Spiel um 13 Uhr Ortszeit übertragen wurde.
-Anni S. aus Mannheim-
Ich begreife nicht, daß die Namen der spanischen und der brasilianischen Fußballer von den deutschen
Fernsehreportern (Eberhard Stanjek ausgenommen) grundsätzlich falsch ausgesprochen wurden. Es handelte sich
doch auch im Falle Brasiliens um eine europäische Sprache (nämlich Portugiesisch), und vorherige
Information wäre ein leichtes gewesen. Als gebürtige Brasilianerin hat es mich geärgert.
-Carmen H. aus K.-
Nachlese zur Fußballweltmeisterschaft
-- "Hörzu" Nr. 30 vom 23.07.1982, S. 27:
ARD war auch nicht in Form
Sie waren kaum auf deutschem Boden, da rechnete das Fernsehen mit den Fußballhelden ab. ARD-Teamchef
Michael Stoffregen-Büller benutzte die "Tagesthemen", um die gesamte DFB-Crew massiv zu tadeln.
Ihr Auftreten sei eine Schande gewesen, "und wir mußten das fünf Wochen lang
vor Ort miterleben".
Da sei die Gegenfrage gestattet: Warum hat denn die ARD nicht darüber berichtet? Warum hat niemand die
Mißstände angeprangert? Überhaupt: Die journalistische Leitung - die Kommentierung mancher Spiele
hatte jenes Format, mit dem die deutsche Mannschaft durch die Vorrunde stolperte: kein Witz, keine Ideen, kein
Konzept. Während sich Derwalls Kicker wenigstens steigerten, kam die ARD aus dem Formtief nicht mehr heraus.
Im Heimstudio verplauderte sich Hans-Joachim Rauschenbach, aus Spanien lieferte Dieter Adler lange Sätze ohne
Inhalt, "Star-Kommentator" Udo Lattek sprach zwar kürzer, doch als Fachmann lag er fast immer schief.
Eine Zumutung die Berichterstattung vor und nach dem Endspiel, der Empfang der Nationalelf in Frankfurt.
Schwach die WM-Nachlese in den Dritten Programmen. - Das ZDF (Rolf Kramer / Harry Valérien) hat sich dank
seiner Routine retten können.
Spanien fand für die Fernsehleute vor der Haustüre statt. Was soll nur in vier Jahren werden, wenn die
Weltmeisterschaft im fernen Kolumbien*(s.u.) ausgetragen wird?
-Roman Köster, Hörzu-
* Anmerkung: Kolumbien war der einzige Kandidat, der sich
für die WM 1986 bewarb, die auf dem amerikanischen Kontinent stattfinden sollte.
Nachdem die FIFA beschlossen hatte, das Teilnehmerfeld von 16 auf 24
Mannschaften zu erhöhen, sah sich der kolumbianische Fußballverband nicht mehr in der
Lage, das Turnier zu organisieren. Am 5. November 1982 sagte Kolumbien endgültig ab.
Am 20. Mai 1983 wählte die FIFA auf ihrem Kongress in Zürich Mexiko zum Ersatzausrichter.
Trotz der kurzen Vorbereitungszeit und obwohl Mexiko im September 1985 von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde,
verlief die Veranstaltung reibungslos. Somit wurde Mexiko als erstes Land zum zweiten Mal Gastgeber einer Weltmeisterschaft.
Quelle:
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