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Star Search -- SAT.1 -- "HÖRZU" Nr. 30 vom 18.07.2003, S. 117:

Auf der Suche nach dem Konzept

Soll man diese neue Star-Such-Sendung ernst nehmen? Die Jury vergibt Punkte aufgrund der Zuneigung der Kandidaten zu Schildkröten oder Städten und nicht wegen ihrer Stimme oder komödiantischen Fähigkeiten. Auch das System der Zuschauerbewertung ist mir ein Rätsel. Gezählt werden nicht die Zahl der Anrufer, sondern Punkte, die die Zuschauer vergeben können. Am Ende des Castings gibt es maximal 20 Punkte. Können also nur vier Personen anrufen, die höchstens fünf Punkte vergeben? Unterm Strich: ein merkwürdiges Konzept.
-Sandra D. per E-Mail-

Tennis aus Wimbledon -- ARD -- "HÖRZU" Nr. 30 vom 18.07.2003, S. 117:

Rentner statt Rasen

Zum ersten Mal seit Boris Becker und Michael Stich hatte mit Alexander Popp ein Deutscher die Gelegenheit, in das Halbfinale eines der wichtigsten Tennisturniere der Welt einzuziehen - und die ARD blendet das Spiel im zweiten Satz aus, um das Boulevardmagazin "Brisant" zu senden. Dies berichtet unter anderem über eine italienische Fernsehsendung, in der sich Rentnerinnen produzieren. Ist das etwa wichtiger?
-Andreas H. aus Berlin-


Interview mit Dieter Wedel -- "HÖRZU" Nr. 31 vom 25.07.2003, S. 20:

WEDEL: Wer dem Zuschauer hinterherrennt, sieht nur seinen Hintern.

HÖRZU: Was wollen Sie denn damit sagen?

WEDEL: Dass wir Regisseure dem schlechten Geschmack nicht hinterherlaufen, sondern dem guten vorangehen sollten. Viele Programmverantwortliche würden am liebsten das Publikum vorher fragen, was es sehen möchte, um dann genau das zu liefern, was gefordert wird.

HÖRZU: Das ist doch nur modernes Marketing. Das gewährleistet die geringsten Streuverluste.

WEDEL: Das Problem ist: Wie sollen die Leute wissen, was sie sehen wollen, wenn sie das, was sie vielleicht wirklich interessieren würde, noch nie zu gesehen bekommen haben. Wie sollen sie dann Auskunft geben. Nicht die Zuschauer sollen sich neue Geschichten ausdenken. Das ist unsere Aufgabe. Ganz sicher, dass wir den Geschmack des Publikums treffen, können wir nie sein. Das ist das Spannende an unserem Beruf. Die Herausforderung. Wenn Sie in ein Restaurant gehen, erwarten Sie auch eine Speisekarte mit verschiedenen Gerichten, unter denen Sie sich etwas aussuchen können. Nicht einen Koch, der Sie fragt, wie er kochen soll. Und auch nicht das AufgewŠrmte von gestern und vorgestern.

HÖRZU: Ist es nicht so, dass die Zuschauer anspruchsvoller geworden sind, dass sie nicht alles akzeptieren, eben weil ja - um in ihrem Bild zu bleiben - die Speisekarte reichhaltiger geworden ist?

WEDEL: Es stehen mehr Gerichte auf der Karte, aber häufig schmeckt doch alles gleich; zum x-ten Mal die gleiche Krimi-Konstellation, die gleiche Schnulze! Damit unterschätzt man die Zuschauer. Viele mögen gern Fastfood, aber nicht jeden Abend. Hin und wieder würden sie sich auch über ein anspruchsvolles Menü freuen. Das wird ihnen immer seltener geboten - aus Angst, vielleicht danebenzuhauen, aus Geldknappheit, Bequemlichkeit. Anspruch heißt ja nicht gleich Anstrengung für den Zuschauer. Anspruchsvolle Geschichten sollen vor allem unterhalten. Aber vielleicht wollen sich viele nur berieseln lassen.

HÖRZU: Meinen Sie vor allem junge Zuschauer?

WEDEL: Es hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun. Man sollte aufhören mit diesem Altersrassismus, damit zu glauben, man könne jungen Zuschauern nur "Superstar" oder "Big Brother" vorsetzen. Genauso wenig wie ältere Menschen nur "Traumschiff" und Volksmusik sehen wollen. Erfolgreich ist ein Programm, wenn es gelingt, alle Altersgruppen anzusprechen - den 30-Jährigen ebenso wie den 70- oder 80-Jährigen.

HÖRZU: Wie soll das denn gehen?

WEDEL: Nehmen wir ein unerreichbares Vorbild! Bei Shakespeare mussten die Zuschauer im Theater überwiegend stehen. Er bekam keine Subventionen; er musste also sehen, dass das Haus voll ist. Und schon damals haben die Zuschauer vermutlich lieber Unterhaltendes als Gedankenschweres gesehen. Also schuf er mit dem "Hamlet" für den einen einen spannenden Krimi - ein junger Mann spürt den Umständen nach, die zum Tod seines Vaters geführt haben; für die anderen eine Tragödie der Freundschaft, der Politik, eine metaphysische Tragödie.

HÖRZU: Funktioniert so etwas heute noch?

WEDEL: Wenn wir einen Shakespeare hätten, bestimmt. Nur ist von uns keiner Shakespeare. Wir sollten uns aber bemühen, den Menschen amüsante Geschichten zu bieten und ihnen dabei noch etwas zu erzählen von der Welt, ihren Mitmenschen, vielleicht sogar - höchstes Gelingen - von ihnen selbst. Wenn sie sich beim Abschalten des Fernsehers noch erinnern, was sie gerade gesehen haben, ist mehr erreicht als an vielen anderen Fernsehabenden. Aber das ist schwer. Gute Geschichten zu erzählen ist schwer.

HÖRZU: Woran liegt das?

WEDEL: Es gibt einfach schon irrsinnig viel. Man läuft immer Gefahr, sich zu wiederholen. Unsere Gegenwart ist kompliziert, häufig sind die Nachrichten bedrückend. Dem entziehen Zuschauer sich offenbar gern durch Flucht in TV-Traumwelten. Das müssen wir akzeptieren.

HÖRZU: Fällt Ihnen das Schreiben schwerer als vor 20 Jahren?

WEDEL: Ja. Die Selbstzweifel sind größer. Man sitzt da, quält sich und denkt: Ich lerne es nie! Vielleicht trifft das ja den Nagel auf den Kopf.

HÖRZU: Aber eigentlich haben Sie doch schon genug gute Produktionen gemacht. Nützt es dann etwas, wenn Sie sich Szenen aus einem Ihrer preisgekrönten Mehrteiler anschauen?

WEDEL: An manchen Stellen ärgere ich mich furchtbar, weil ich denke: Was hast du denn da gemacht? Das ist ja ganz schrecklich. Das könnte ich heute besser. Und dann bin ich wieder frustriert, weil ich eine gute Szene finde und sofort überlege, ob ich eine gleichwertige im neuen Film habe. Warum soll ich mir also selbst so viel Bauchschmerzen machen? Dann schau ich mir meine alten Sachen lieber gar nicht an. Neulich, am 12. Juni, habe ich allerdings meinen allerersten Film gesehen, "Gedenktag". Das ist so lange her, über 30 Jahre, da hatte ich alles vergessen. Er hat mir gut gefallen.

HÖRZU: Was machen Sie, wenn Ihnen nichts einfällt?

WEDEL: Ich denke nach, gehe auf und ab und hoffe, dass mich irgendeiner anruft, damit ich abgelenkt werde. Ich suche Streit... Ich freue mich über jede Störung oder Ablenkung. Nur, da alle um mich herum das wissen, gehen mir alle aus dem Weg. Und wenn sie was sagen, dann nur ja, ja. Das ärgert mich dann noch mehr.

HÖRZU: Ja, aber irgendwie muss es ja weitergehen.

WEDEL: Man muss eben durchhalten. Früher hatte ich regelrechte Panikattacken, Angst vor dem beruflichen und wirtschaftlichen Absturz. Heute habe ich gelernt, mit meiner Unzulänglichkeit umzugehen. Mit zunehmender Erfahrung lernt man, darauf zu vertrauen, dass es irgendwann weitergeht. Wobei - ganz ausschließen, dass die Batterie leer ist, kann man nie.

HÖRZU: Glauben Sie, dass irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem einem nichts mehr einfällt?

WEDEL: Ich hoffe, dass ich vorher das Zeitliche segne. Das würde ich als das gnädigste Schicksal empfinden, aber vielleicht rede ich in ein paar Jahren ganz anders darüber.

HÖRZU: Wie viel ist bei Ihrer Arbeit Handwerk und wie viel Genialität?

WEDEL: Genialität? Du lieber Gott! Es gibt viel Handwerk, viel Fleiß und ein bisschen Begabung. Der Anfang ist immer besonders schwer. Schön sind die Tage, an denen es so davongaloppiert und man sich schon wieder bremsen muss, weil man merkt, man wird viel zu lang. Das sehe ich daran, dass ich instinktiv enger schreibe.

HÖRZU: Schreiben Sie alles mit der Hand?

WEDEL: Immer. Und ich brauche auch immer das gleiche Papier. Jeder, der mich in Spanien besucht, muss einen Stapel Papier mitbringen. Der Stift, so ein Tintenroller, muss immer schwarz sein. Ich weiß, es klingt marottenhaft, aber alles andere würde mich unnötig irritieren. Jeder hat wohl so seine Angewohnheiten.

HÖRZU: Wie viel haben denn Ihre Szenen und Dialoge mit dem richtigen Leben zu tun?

WEDEL: Vieles versucht man, dem Leben abzulauschen. "Es ist besser zu finden, als zu erfinden", sagt Fontane. Aber das wirkliche Leben ist der Rohstoff. Daraus versucht man, einen Stoff zu formen. Im Leben gibt es kaum ein klares "Ja" oder "Nein", eher ein "Ja, aber" oder "Nein, aber". Meistens haben beide Seiten ein bisschen Recht oder Unrecht. Man trifft selten wirklich Gute oder Böse. In einem seichten Film ist das anders. Alle Widersrüchlichkeiten sind beseitigt: Komplizierte Differenzierung wird vermieden. Ich halte gerade widersprüchliche Figuren für besonders spannend, aber sie sind halt schwer darzustellen. Die Komplexität sollte aber nicht auf Kosten der Spannung gehen.

HÖRZU: Sehen Sie vielleicht einen Trend zu einfacheren Filmen?

WEDEL: Im Augenblick gibt es vielleicht diesen Trend. Das wird sich auch wieder ändern. Schauen Sie auf das US-Kino: Mit welchen kommerziellen Zwängen werden da vielfach stromlinienförmige Filme hergestellt. Aber zwischendurch gelingt es Regisseuren, einen ganz überraschenden, komplizierten, wunderbaren Film zu machen. Eine simpel getrickte Story kommt doch nicht automatisch besser an.

HÖRZU: Dann wären ja alle einfach gemachten Filme erfolgreich...

WEDEL: Sind sie aber nicht. Wobei - etwas Kompliziertes einfach zu erzählen ist überhaupt das Schwerste. Den Geschmack von vielen zu treffen, ohne Konzessionen an den so genannten Massengeschmack. Den kennt ja auch niemand genau. Und darum sind Erfolg und Misserfolg so schwer vorauszusehen. Und darum ist unser Beruf so spannend.

-JW, HÖRZU-

Zimmer frei! -- WDR -- "HÖRZU" Nr. 31 vom 25.07.2003, S. 12:

Am Sonntagabend erfahren wir alles

Was für eine nette WG: Auch am vergangenen Sonntag waren sie wieder bestens auf ihre potenzielle neue Mitbewohnerin vorbereitet. Da die Schauspielerin Jutta Speidel romantisch veranlagt ist, hatten die Moderatoren Götz Alsmann und Christine Westermann den Studiotisch mit Kerzen und Rosenblüten dekoriert. Fans der Sendung "Zimmer frei!" wissen natürlich, dass solche Idylle trügt. Jeder Prominente muss sich seinen Platz in der Wohngemeinschaft des WDR hart erarbeiten. Ohne Singen, Torte verschlingen oder Sackhüpfen: kein Zimmer frei. Trotz der verrückten Ideen bewahrt die Show ihren Charme und wird nie peinlich. Man muss die Leute nicht am Talkshow-Tisch verhören, um ihnen herrliche Geständnisse und köstliche Anekdoten zu entlocken.
-YK, HÖRZU-

Sportstudio -- ZDF -- "HÖRZU" Nr. 31 vom 25.07.2003, S. 117:

Reine Klatschsendung

Das "Sportstudio" ist zu einer Quatsch- und Klatschsendung verkommen. Statt über Sport zu berichten, reden Wolf-Dieter Poschmann und Rudi Cerne zu viel und viel zu schnell. Zur Belohnung gibt es jedes Mal ein Dauerklatschen. Wie nervig! Dabei kommt der Sport eindeutig zu kurz. Erst wenn die überflüssigen Redebeiträge zugunsten von qualitativer Berichterstattung gestrichen werden, schalte ich wieder ein.
-Hans K. aus E.-


Unser blauer Planet -- ARD -- "HÖRZU" Nr. 31 vom 25.07.2003, S. 117:

Inszenierte Expeditionen

Zu später Stunde sahen wir fantastische Expeditionen in der Tiefsee. Bei aller Großartigkeit der hinreißend kommentierten Bilder kamen jedoch systematische Zusammenhänge zu kurz. Eben noch Karibik, plötzlich Norwegen. Alles wirkte inszeniert, dressiert und von melodramatischer Musik zugeschüttet. Da kommt Sehnsucht auf nach der Betulichkeit eines Eugen Schumacher...
-Peter B. aus Hamburg-

"HÖRZU" Nr. 32 vom 01.08.2003, S. 116:

Tolle Bilder, klare Texte

Trotz des hohen Niveaus, das man von den Dokumentationen der BBC gewohnt ist, stellt die Reihe "Unser blauer Planet" wohl alles Bisherige in den Schatten: Die Aufnahmen haben vielfach Seltenheitswert - wie etwa die vom Tiefsee-Anglerfischen - und sind von fast unglaublicher Qualität. Der Text bleibt immer klar und wohltuend sachlich, und auch die Musik, bei derartigen Sendungen oft ein Schwachpunkt, wird hier zur echten Bereicherung. Die Serie hätte es aber verdient, dass man sie zwei, drei Stunden früher zeigt.
-Andrej K. aus L.-

Die digitalen Programme fehlen! -- "HÖRZU" Nr. 32 vom 01.08.2003, S. 116:

Tolle Bilder, klare Texte

Durch den Kauf einer digitalen Satellitenanlage bekomme ich jetzt viele neue Fernsehsender. Warum drucken Sie nicht die digitalen Kanäle von ARD und ZDF ab?
-Heinz-F. B. aus Lübeck-

Antwort der HÖRZU: Die von Ihnen erwähnten, nur digital verbreiteten Programme liegen bundesweit bei einem Marktanteil von noch deutlich unter einem Prozent - Tendenz allerdings steigend. Deshalb denken wir über eine Veršffentlichung nach. Wenn zum Jahresbeginn 2004 die beiden Dritten Programme des RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) wie geplant zu einem verschmelzen, wollen wir den dann gewonnenen Platz zu einer entsprechenden Umstrukturierung unseres Programmteils nutzen. Bitte, haben Sie also noch ein wenig Geduld. -IHRE REDAKTION-


Peinlicher Frauentausch -- RTL 2 -- "HÖRZU" Nr. 32 vom 01.08.2003, S. 12:

Reality-TV zum Abgewöhnen: Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, tauschen ihre Familien. Zehn Tage lang spielen sie in einem fremden Haus Ehefrau und Mutter und kämpfen dabei um den Titel der Supermama. Das Konezpt wirkt an den Haaren herbeigezogen und verkrampft. Die Welten von Szene-Mutter Panterra aus Berlin-Kreuzberg und Vollblut-Mama Bigit aus dem 700-Seelen-Dorf Kroppenstedt nahe Magdeburg liegen so weit auseinander, dass der Frauentausch zur Farce wird: Jede Szene scheint wie aus einer kitschigen Seifenoper. Als Birgit am zweiten Tag aus Heimweh auch noch hysterisch heult, wirkt das inszeniert und ist einfach nur peinlich - wie überhaupt die ganze Show. Mal ehrlich: Reality-TV ist anstrengend und oft genial daneben - aber diese Sendung ist wirklich überflüssig und voll daneben.
-SH, HÖRZU-


"Die Leute sind die ewige Kumpelei leid"
-- "HÖRZU" Nr. 33 vom 08.08.2003, S. 10:

GÖTZ ALSMANN ist einer der wenigen echten Entertainer in Deutschland. Und er hat sehr eigene Ansichten über Eitelkeiten und Nichtigkeiten im Amüsierbetrieb

Alsmann hat sich in die hinterste Ecke des Picasso-Museums verkrochen und sieht müde aus. Natürlich tipptopp in Schale, wie immer, aber der Mann, der aufgedreht wie das Duracell- Häschen durch seine Shows wirbelt, hat gerade eben mal einen toten Punkt. Kein Wunder, die Hälfte des Jahres ist er auf Tour, zwischendurch macht er "Zimmer frei!" für den WDR, gerade arrangierte er mal eben "My Fair Lady" neu. Wenn er sich ausruhen will, fährt Alsmann immer wieder nach Münster. Hier ist seine Heimat, seit 46 Jahren.

HÖRZU: Haben Sie eigentlich nie den Drang verspürt, Ihre Zelte in dem kleinen, provinziellen Münster abzubrechen?

GÖTZ ALSMANN: Nicht wirklich. Ich bin ja immer unterwegs gewesen und habe nie das Gefühl gehabt, dass ich hier nicht rauskomme. In unserer Branche ist es doch egal, wo man wohnt. Diejenigen, die darauf einen so großen Wert legen, sind immer die, die nicht so viel zu tun haben. Die möchten am liebsten in Berlin in der "Paris Bar" rumsitzen, ganz wichtig gucken und darauf hoffen, dass ein Produzent reinkommt und sagt: "Ick hab jenau den richtjen Stoff für dich."

HÖRZU: Laufen Sie eigentlich auch zu Hause immer im feinen Zwirn herum?

ALSMANN: Mitunter. Ich finde es nicht schön, wenn man sich zu Hause gehen lässt.

HÖRZU: Aus Respekt Ihrer Ehefrau gegenüber?

ALSMANN: Aus Respekt mir selber gegenüber. Ich finde es auch schrecklich, im Schlafanzug rumzusitzen und vor dem Fernseher zu spachteln. Auch im Kino, das ist ein Grund, warum ich seit Jahrzehnten nicht mehr dort war. Ständig steigen um einen herum eklige Gerüche hoch, dauernd klebt alles voll Popcorn, und irgendeiner muss immer schnell noch eine Kingsize Cola light kaufen. Die meisten sind nicht imstande, sich einen Film von 90 Minuten einfach nur anzugucken.

HÖRZU: Sie sind ein spießiger Kerl. Und eitel noch dazu.

ALSMANN: Wenn jemand eine gewisse Eitelkeit hat, dann hört die nicht vor der Haustür auf. Ich behaupte mal, dass jeder, der in die Öffentlichkeit geht, diese Eitelkeit hat, sonst würde er schön Hausmusik machen. Auch viele Bekleidungssünden werden sehr bewusst herbeigeführt.

HÖRZU: Wie meinen Sie das?

ALSMANN: Man muss sich nur die Herren-Outfits bei größten gesellschaftlichen oder medialen Events ansehen. Da kommen sich viele ganz unkonventionell vor, wenn sie sich dem Dresscode widersetzen, sehen aber eigentlich nur peinlich und pubertär aus. Wenn man eine Einladung zu einer Gala kriegt und Smoking draufsteht, dann sollte man den auch anziehen. Die Einstellung, unbedingt mit der lappländischen Wintermütze und Blue Jeans beeindrucken zu wollen, ruft bei mir nur völliges Unverständnis hervor. Man hält das wohl für locker und amerikanisch, aber gerade die Amerikaner sind ja, was Dresscode angeht, viel radikaler als wir. Diese Rebellen hier begreifen nicht, dass erst mal ein Dresscode da sein muss, um ihn zu brechen.

HÖRZU: Davon mal abgesehen - können unsere Preisverleihungen sich, wie so oft geschrieben wird, tatsächlich nicht mit denen in den USA messen?

ALSMANN: Ich habe zweimal den Deutschen Filmpreis moderiert und kann sagen, dass es für die, die da waren, Hollywood war. Das, was solche Events klein und mies macht, ist die mediale Aufbereitung. Die Show wird zusammengeschnippelt und versteckt abends um zehn gesendet.

HÖRZU: Seit Jahren wird von der Unterhaltungskrise bei Ihrem Arbeitgeber ARD gesprochen. Sehen Sie das auch so?

ALSMANN: Dass bei der ARD Handlungsbedarf besteht, ist kein Geheimnis. Es ist ein Strukturproblem. Es sind genug Leute da, die etwas machen können und wollen. Aber der Föderalismus macht´s nicht leichter. Was mich inhaltlich nervt, gilt für fast alle Sender. Der Hauptfehler liegt in dieser unbeschreiblichen Ankumpelung beim Publikum, dieser urlaubsanimateurmäßigen Ich-bin-wie-ihr-Ranschmeiße. Das will keiner mehr haben. Die Leute sind es leid, im Fernsehen geduzt und belästigt zu werden.

HÖRZU: Das Publikum will einfach ernst genommen werden?

ALSMANN: Ja. Man darf gute Stimmung nicht mit dem Kegelclub verwechseln. Zu dem geht man zwar gern am Freitagabend, will ihn aber nicht noch einmal am Samstagabend sehen. Ich glaube, dass es auch so etwas wie Würde in der Unterhaltung gibt. Und das wollen die meisten Fernsehmacher als Erstes über Bord werfen.

HÖRZU: Gibt es die ideale Show?

ALSMANN Das Größte, was es gab, war "Einer wird gewinnen" mit einem lässigen Hans Joachim Kulenkampff, der sich die Zeit nahm, mit den Leuten zu quatschen, so wie Harald Schmidt heute. Der macht auch aus wenig ganz viel. Ich glaube, dass die großen Unterhaltungsgedanken alle schon gedacht und umgesetzt sind. Wie in der Philosophie, wo seit zweieinhalbtausend Jahren schon alles gedacht ist. Entscheidend ist, dass man die Gedanken neu formuliert.

-Martin Häusler, HÖRZU-

Star Search -- SAT.1 -- "HÖRZU" Nr. 33 vom 08.08.2003, S. 116:

Ich habe eingeschaltet in der Hoffnung, im deutschen TV einen "Talentschuppen" zu sehen, bei dem die Kandidaten von der Jury nicht unter Druck gesetzt oder mit abwertenden Sprüchen beurteilt werden. Weit gefehlt: Herr Balder hat es sogar geschafft, einen nicht anwesenden Kandidaten aus einem anderen Talentwettbewerb mehrmals für seine höchst simplen Bewertungen zu benutzen. Das ist weder geschmackvoll noch originell, zumal alle dummen Witze über Daniel Küblböck bereits bis zum Gehtnichtmehr gemacht worden sind.
-U. Wolter aus Sch.-

Ich könnte es verstehen, wenn zum Beispiel Frau Sabine Christiansen ihre Politik-Talkshow etwas überzieht. Nicht verstehen kann ich, wenn bei dieser wirklich seichten Schrottsendung "Star Search" - wie am 27. Juli - derartig überzogen wird.
-Dr. N., per E-Mail-

ZDF: Deutschland sucht die - Superstimme. RTL: Deutschland sucht den - Superstar. Irgendjemand sucht den Superhund oder die Superkatze. Wann sucht Deutschland den Supertrottel???
-Ruth G. aus Allschwill (Schweiz)-

Nachrichten -- ZDF / RTL -- "HÖRZU" Nr. 33 vom 08.08.2003, S. 117:

Seit das ZDF den Boxsport entdeckt hat, wird auffallend oft und breit über diesen Sport in den "heute"-Sendungen berichtet. Seit n-tv mit RTL liiert ist, geschieht das Gleiche mit Berichten aus der Formel 1. Raten wir: Über welche Sportart wird demnächst die ARD auffallend oft und breit berichten - natürlich auf Kosten anderer wichtiger Tagesereignisse?
-Hubert Z., per E-Mail


Sportschau -- ARD -- "HÖRZU" Nr. 34 vom 15.08.2003, S. 117:

Kaum noch zu toppen!

Klasse! Endlich wieder eine "Sportschau", die diesen Namen verdient. Nach vielen Jahren Gelaber von profiliersüchtigen Moderatoren, so genannten Fachleuten und frenetisch kreischendem Publikum endlich wieder gute solide Berichterstattung. Noch ein bisschen weniger Nostalgie oder andere "Füller" - und alles ist kaum noch zu toppen.
-R. Kramer, per E-Mail-

Endlich stand wieder der Fußball im Vordergrund! Besonders gefiel mir Uli Hoeneß. Er zeigte unerwartet viel Humor. Und Gerhard Delling moderierte super.
-Kathrin B. aus Hamburg-

Kurze, knappe Spielberichte, die die Sache auf den Punkt brachten. Doch wo ist die Erkennungsmelodie!
-Rainer Sch. aus Bonn-

Forsthaus Falkenau -- ZDF -- "HÖRZU" Nr. 34 vom 15.08.2003, S. 117:

Also eins muss man sagen: Die jüngeren Frauen um diesen Oberförster herum leben gefährlich! Schon viele haben ihn mehr oder weniger heftig umkreist, und eine ganze Anzahl sind entweder unfallmäßig gestorben oder sonstwie abgegangen. Nur die Männer in dieser Serie bleiben uns leidend, aber unbeschädigt erhalten. Also Vorsicht, ihr Frauen, vor diesem Förster im Wald!
-Brigitte H. aus Gauting-


Was hat der kleine Sandmann verbrochen? -- RBB -- "HÖRZU" Nr. 34 vom 15.08.2003, S. 117:

Was zum Teufel hat der RBB gegen den kleinen sympathischen Sandmann? Nur um ewige Wiederholungen zu senden, soll der putzige Kerl mit dem Spitzbart umgebracht werden, obwohl er ganz tolle Einschaltquoten hat. Ihn nun nach 43 Jahren auf die Abschussliste zu setzen ist unvorstellbar, denn er war und ist bei den Kindern sehr beliebt und sorgt seit Jahren für Toleranz und Freundschaft.
-H. H. aus Berlin-


Die Suche nach Küblböck zwo -- "HÖRZU" Nr. 35 vom 22.08.2003, S. 13-14:

Montags, mittwochs, donnerstags, samstags - Fans von Casting-Shows kommen kaum noch zum Durchatmen: Plötzlich wollen alle Sender unbedingt ihre eigenen Superstars haben

Moment, wie war das noch gleich? RTL lässt also ab 3. September jeden Mittwoch wieder nach den "Superstars" ermitteln, und zwei Wochen später fahndet das ZDF donnerstags nach "der deutschen Stimme", zeitgleich sitzt Sabrina Setlur montags in der Jury der ProSieben-"Popstars", während beim ZDF Ralph Siegel und Stefanie Tücking ihre Kommentare abgeben, wobei Tücking der weibliche Dieter Bohlen sein soll, sagt zumindest Kai Böcking, der wiederum im Duett mit Andrea Kiewel moderiert, also praktisch eine ZDF-Version von Carsten Spengemann ist, der selbst wieder mit Michelle Hunziker auf RTL bei der abenteuerlichen Suche nach Küblböck zwo durchs Programm führt. Alles klar?

Für solche Verwirrung zur Hauptsendezeit hatte bisher nur der Fußball gesorgt, mit Bundesliga hier, Champions League dort und UEFA-Cup wieder woanders. Dank des ungeheuren Erfindungsreichtums der Programmmacher gibt es nun das Genre Casting-Show zur Primetime auf allen Kanälen. Grund: Nach dem phänomenalen Erfolg von "Deutschland sucht den Superstar" rechnen die Verantwortlichen mit ebenso erfolgreichen Neuauflagen, zumal der Ableger in Amerika schönste Hoffnungen nährt: Dort hatte die erste Motto-Show der zweiten "Superstar"- Staffel mehr Zuschauer als das Finale des ersten Durchgangs.

WIE ´NE BÜCHSE HERING

Auch der Ansturm der ruhmhungrigen Jugendlichen auf die Bewerbungsunterlagen der RTL-Show verspricht Bestquoten: Vor einem Jahr hatten gerade mal 60 000 Neugierige die Formulare von der Sender-Homepage runtergeladen. Diesmal waren es 160 000. Rund 19 500 bewarben sich tatsächlich - doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.

Kein Wunder. Die Aufmerksamkeit der Boulevardpresse und die Tingeltouren der Jungstars durch die Talkshows bescherten RTL einen nahtlosen Übergang zwischen der ersten und zweiten Staffel: Küblböck bei Kerner, Juliette bei Jauch, Alexander bei Raab, Küblböck zieht nach Berlin, Küblböck will wieder nach München, zwischendurch wird ein Küblböck-Fan erschossen, Spengemann gerät unter Klauverdacht, Hunziker in den Bann einer Wunderheilerin, kein Tag ohne Schlagzeile.

Während es im Blätterwald gewaltig rauschte und Alexander Klaws & Co. mehr als 4,5 Millionen Tonträger absetzten, wurde hinter den Kulissen von RTL hart gerungen: Dürfen Carsten Spengemann und Michelle Hunziker als Moderatorenduo noch mal ran? Sie dürfen. Im Falle des skandalumwitterten Seriendarstellers mag womöglich seine Leidensfähigkeit geholfen haben: Beim Promi-Boxen im Mai - Ausrichter war RTL - ließ sich Spengemann blutig prügeln, verhalf damit seinem Sender zu respektablen Quoten.

Nun heißt es also doch "Never change a winning team", wechselt keine Sieger aus. Dieter Bohlen, Thomas Bug, Thomas M. Stein und Shona Fraser sitzen wieder in der RTL-Jury. Bis zu 70 Kandidaten casteten sie täglich für die neue Staffel. Darunter viele, die sich selbst in den Schatten stellten und einen auf Küblböck machten. "So was durchschauen wir natürlich direkt", sagt Bohlen, dessen verbale Hinrichtungen auch in der Neuauflage zum Konzept gehören. Kostprobe: "Du stehst da wie ´ne Büchse Hering."

Die Konkurrenz steht im Vergleich noch ziemlich unkultig da und muss um öffentliche Aufmerksamkeit ringen. So hob das ZDF auf seiner Suche nach der deutschen Stimme die Altersgrenze für die Kandidaten auf und müht sich, den Generationen-Wettstreit als hoch seriöse Veranstaltung zu verkaufen. "Wir haben eine unheimlich gute Mischung aus Kompetenz, Intuition und Wissen. Das hat sonst keiner", wirbt Jurymitglied Stefanie Tücking. Von den 3500 ZDF-Bewerbern werden in den TV-Shows neun gegeneinander antreten, ausschließlich mit deutschem Liedgut. Beim Casting besonders beliebt: Songs von Peter Maffay. Verboten: Volksmusik. Der Sieger kriegt einen Plattenvertrag. Das Übliche halt.

Den will auch Maria. Die 21-jährige aus Berlin hat es - wie 11 000 andere Jungsänger - einfach mal beim "Popstars"-Casting von ProSieben versucht. Zumindest das erste Vorsingen hat sie überstanden. Am 1. September entscheidet sich beim zweiten Casting am Düsseldorfer Flughafen, ob Maria zum dritten Casting nach Florida fliegen darf. Der Rummel um die Superstars schreckt sie nicht: "Aber ich weiß, dass es verdammt hart wird", sagt sie. Da geht es ihr ähnlich wie den Sendern im Kampf um die Superquote.

-Martin Häusler, HÖRZU-

Sesamstraße -- NDR -- "HÖRZU" Nr. 35 vom 22.08.2003, S. 116:

Kein Herz für Kinder?

Anke Engelke, Dirk Bach und viele Prominente sorgen in der "Sesamstraße" für Modernität und garantieren Erfolg. Die Sendung ist eines der größten Formate im deutschen Fernsehen. Warum also die Sendung von 18.00 Uhr verbannen auf morgens um 7.30 Uhr? Jeder weiß, dass Kinder zu dieser Zeit auf dem Weg zur Schule oder in den Kindergarten sind.
-Familie Bauer aus Gifhorn-

Sang- und klanglos ist die beliebte Kindersendung aus dem Programm verschwunden. Ohne Ankündigung, ohne Ansage, ohne Erklärung. Eltern und Freunde stehen ohne Informationsmöglichkeiten gegenüber den Kindern da. Schade auch, dass die Ansager, die sich ach so verbunden fühlen mit den Kindern, nicht einen einzigen kleinen "Warnhinweis" haben einfließen lassen. Wir protestieren gegen die Absetzung der "Sesamstraße" und werden uns auch jeder Protestinitiative anschließen.
-Familie Wirth aus Berlin-

Der Sendeplatz um 18.00 Uhr war wunderbar - die "Sesamstraße" als Betthupferl. Bei uns viele Jahre ein Ritual. Soll das wirklich vorbei sein? Morgens um 7.30 Uhr haben meine Kinder - selbst für diese tolle Sendung - vor dem Fernseher noch nichts verloren. Protestieren Sie bitte mit uns im Internet unter www.sesamstrasse-retten.de.
-G. W. aus Ammersbek-


Tatort -- ARD -- "HÖRZU" Nr. 35 vom 22.08.2003, S. 116:

Zur besten Sendezeit am Sonntagabend sendete die ARD den Altfilm "Schlaf, Kindlein, schlaf". Das möchte man auch den Fernsehoberen zurufen, die ihren Kunden immer wieder Produktionen vorsetzen, die diese schon vor Jahren mit hohen Gebühren bezahlt haben.
-Dieter L. aus Hattingen-


Infobänder laufen zu schnell -- "HÖRZU" Nr. 35 vom 22.08.2003, S. 116:

Es kommt ja oft und bei vielen Fernsehsendern vor, dass zum Beispiel Kontonummern für Spenden eingeblendet werden. Meine Familie und ich spenden gern, besonders wenn es um Not leidende Kinder geht. Aber leider laufen diese Informationen so schnell über den Bildschirm, dass wir oft nicht mitschreiben können.
-Kathi Heise aus Schmidtmühlen-

Antwort der HÖRZU: Meistens nennen die Sender zusätzlich die Videotextseite, auf der die Informationen zu finden sind. Merken Sie sich einfach diese Nummer, dann können Sie später in Ruhe alles im Videotext nachlesen. Ansonsten finden Sie in Ihrer HÖRZU jede Woche auf der Rückseite des Radioprogrammteils die Anschriften und Telefonnummern der Fernsehsender. Dort wird man Ihnen gerne weiterhelfen.
-Ihre Redaktion-



Sterben verboten? -- ZDF -- "HÖRZU" Nr. 35 vom 22.08.2003, S. 116:

Die Aufgabe des Arztes ist es zu heilen, nicht aber, Sterben zu verlängern. Ist keine Besserung oder Genesung zu erreichen, so muss man sich dem Naturgeschehen beugen, Schmerzen lindern und die Würde des Leidenden wahren. Menschen gegen ihren bekundeten Willen künstlich am Leben zu halten ist grausam und sollte bestraft werden. Die Sendung hat mir Albträume bereitet.
-Dr. med. T. B. aus Celle-


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