Erik Ode bleibt "Kommissar" -- ZDF --
"HÖR ZU" Nr. 15 / 1970, S. 14:
"Rühmann löst den Kommissar ab", heißt es auf der Titelseite in
HÖR ZU, Heft 12. Diese falsche Schlagzeile brachte mir ein unruhiges Wochenende, da Erik Ode
und seine Crew mit Recht von mir wissen wollten, wie der Widerspruch zwischen Ihrer Feststellung und der
gerade vorgenommenen Verlängerung der Verträge für das ZDF aufzuklären sei.
Wir haben keineswegs die Absicht, unsere Reihe "Der Kommissar" zu beenden.
Die Produktion der 13teiligen Serie nach Georges Simenon "Der kleine Doktor" mit Heinz
Rühmann in der Hauptrolle beginnt im Herbst d. J., geht 1971 weiter und ist auf keinen Fall als
"Ablösung" für den "Kommissar" gedacht. Heinz Rühmann spielt
auch keinen Kommissar im Sinne der Rolle von Erik Ode, sondern einen französischen Landarzt,
der gewissermaßen als Hobby einen kriminalistischen Spürsinn entwickelt.
Beide Reihen, sowohl "Der Kommissar" als auch "Der kleine Doktor",
können nebeneinander in unserem Programm bestehen,
und warum soll das ZDF nicht zwei Knüller haben!
-Joseph Viehöfer, Programmdirektor des ZDF-
Lou van Burg -- ZDF -- "HÖR ZU" Nr. 15 / 1970, S. 14:
Sie berichten (Heft 11) über den alten, von sich so eingenommenen Onkel Lou.
Hat der Mensch noch Töne? Bewahre uns der Himmel davor, daß dieser schmusige Scheich
wieder ins deutsche Fernsehen kommt! Mit Vico Torriani kann er sich wirklich nicht messen.
-Grete W. aus D.-
Vergißmeinnicht -- ZDF -- "HÖR ZU" Nr. 15 / 1970, S. 14:
Was war los bei dieser vorletzten "Vergißmeinnicht"-Sendung? Die Zuschauer pfiffen,
Herr Frankenfeld war nervös und zerstreut. Einziger Lichtblick in diesem Durcheinander war Curd
Jürgens, der hier, wie schon oft, als Lokomotive diente.
-Rolf G. aus Dortmund-
Wenn Herr Frankenfeld in der letzten "Vergißmeinnicht"-Sendung ähnliches bietet,
braucht er gar nicht erst aufzutreten.
-Martina A. aus Aschaffenburg-
Was sollen bei einer solchen Unterhaltungssendung mit sozialem Hintergrund derartige Sprüche wie
"Wo ein Willy ist, ist auch ein Weg (sprich: Erfurt)"? Ich will mich bei einer solchen Sendung
entspannen und nicht politisch berieseln lassen.
-Herrmann W. aus R.-
Die Berliner sind doch sonst nicht so. Wo blieb der so oft gepriesene Humor? Das Publikum ging uns auf
die Nerven. Wo blieb der Beifall? Herr Frankenfeld und seine Gäste gaben sich doch so viel Mühe.
-Marlies L. aus Solingen-
Jugend fragt Politiker -- ARD -- "HÖR ZU" Nr. 15 / 1970, S. 14:
Nach der Sendung "Jugend fragt Poltiker" drängt sich mir die Frage auf, ob man hier die Jugend
"ungesiebt" zu einem solchen Gespräch ins Studio lädt. Informiert man sich nur über
ihre politischen Interessen und Redegewandtheit und nicht über ihre allgemeine
Bildung und Umgangsformen?
-Marianne R. aus Düsseldorf-
...doch wenigestens die Diskussionsleitung fest in der Hand behalten und dafür sorgen, daß bereits
vorher die Themen bei den Jugendlichen feststehen und nicht mit Beleidigungen als Motto begonnen wird,
um schließlich in Gefasel zu enden. Gerd Ruge sollte bei Werner Höfer lernen, wie man brenzlige
Situationen steuert. Man sah schon bessere, großartig ausgeführte derartige Fragestunden
in den Jugendsendungen.
-Lieselotte v. L. aus Bad Harzburg-
Ich bin 38 Jahre und habe einen 17jährigen Sohn. Was meinen Sie, wie froh ich bin, daß er
besser geraten ist als diese Studentin...
-Ursula L. aus Kiel-
So geht´s nicht, wie bei dieser Studentin, die anscheinend nicht einmal gelernt hat, daß
man zumindest erst seinen Gesprächspartner aussprechen lassen muß. Dagegen lobe ich mir
die Sachlichkeit von Gerhard Stoltenberg.
-Fr. M. aus Koblenz-
Nightclub -- ZDF -- "HÖR ZU" Nr. 15 / 1970, S. 16:
In HÖR ZU, Heft 7, hatten Sie den neuen Regisseur des "Nightclub", Herrn Wendrich,
vorgestellt und auch seine Verbesserungsabsichten kundgetan. Aber seine Sendung blieb leider
genauso steril wie die vorangegangenen.
-Walter H. aus Hamburg-
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind vom letzten "Nightclub" begeistert sind.
-Gudrun P. aus Solingen-
Ein Bravo für Carlheinz Hollmann und seinen "Nightclub"! Das war eine Sendung, flott
und spannend von Anfang bis Ende. Ganz prima: Jean-Claude Pascal und Dunja Rajter in ihrer Opernparodie.
Auch das Joe-Lord-Sextett hat uns sehr gut gefallen. Alles in allem - das war der beste
Nightclub, den es je gab.
-Irmgard A. aus F.-
Der Snob-Appeal der Interviewten, das peinliche Drängeln vor die Kamera, um gesehen zu werden, machen
diese Sendung zu einem Festival der Blasiertheit und Arroganz. Wie überflüssig auch hier die
Floskel "Schönen Dank, daß Sie gekommen sind", wo doch jedermann weiß,
wie interessiert die Prominenz stets daran ist, wenn sie sich bei einer solchen Veranstaltung zeigen kann.
-Wolfgang Z. aus L.-
Im Anschluß an den ohnehin sehr mittelmäßigen "Nightclub" mit seiner
Schlußnummer "Oh, happy day" folgte eine Sendung voller Realistik mit ihren oft
bis an die Grenze des Erträglichen gehenden Bildern. Dabei ging mir das Lied nicht mehr
aus dem Sinn: "Oh, happy day". Das war ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie man
durch ungeschickte und instinktlose Programmplanung einer an sich informativ wertvollen
Sendung die beabsichtigte Wirkung nehmen kann.
-Wilhelm G. aus Berlin-
Film-Hits der Woche -- ZDF -- "HÖR ZU" Nr. 15 / 1970, S. 52:
Die zehn Kino-Spitzenreiter
Hochkonjuktur in Sachen Sex! Der neue Kolle, gerade eben erst angelaufen, kam ohne Umweg über
einen unteren Rang gleich auf Platz eins. Der Western "Ein Fressen für die Geier",
letzte Woche noch Spitzenreiter, ist nicht mehr dabei. Nur zweimal harmloses Filmvergnügen.
1. Dein Mann - das unbekannte Wesen
Oswalt Kolles fünftes Aufklärungs-Opus. In vier Episoden wird versucht, typische Verhaltensweisen
des Mannes vo heute zu zeigen: vor und in der Ehe, im Beruf - und im Bett. Als Aufklärer
agieren Heidi und Michael Maien.
2. Anatomie des Liebesakts
Klärt seit Wochen die Kinobesucher auf. Wie bei den Kolle-Filmen wird auch hier eifrig diskutiert.
Ein Arzt demonstriert theoretisch, das Leinwand-Ehepaar Henriette Gonnermann
und Günter Kieslich (Foto) praktisch.
3. Das gelbe Haus am Pinnasberg
Hier geht es um eine Sache, die es nicht gibt. Die Eros-Brüder vom Pinnasberg lassen sich
von Frauen kaufen. Ein Dutzend Brüder steht den Damen für zarte Dienste
zur Verfügung (siehe auch "Soeben gestartet").
4. Ein toller Käfer
wurde noch von Walt Disney vor seinem Tode erdacht. Hier gibt´s keinen Sex, hier darf aber
herzhaft gelacht werden. Ein filmischer Langläufer!
5. Die Nonne von Monza
In diesem Streifen geht es um Liebe im Kloster. Ungewöhnlich das Thema:
Die Äbtissin wird vergewaltigt, verliebt sich aber in den Täter.
6. Hexen bis aufs Blut gequält
Den Hexenjäger spielt Herbert Lom. Ingeborg Schöner - und Michael Maien aus dem neuen
Kolle-Spitzenreiter dieser Woche - sieht man in den weiteren Rollen.
7. Der Clan der Sizilianer
war beim letztenmal nicht dabei - jetzt kam Jean Gabin als Gauner in der Hit-Liste wieder zurück.
8. Nicht fummeln, Liebling
rutschte von Rang drei (in der vergangenen Woche) auf Nummer acht. Ein sehenswerter Film!
9. Frau Wirtin bläst auch gern Trompete
Terry Torday begibt sich als Frau Wirtin im neuesten Opus dieser Serie nach Ungarn.
10. Hurra, die Schule brennt
bringt in keiner Szene Sex. Dafür aber die Stars Peter Alexander und
Holland-Lausbub Heintje.
Internationaler Frühschoppen -- ARD --
"HÖR ZU" Nr. 16 / 1970, S. 60:
--(In Erfurt fand am 19. März 1970 ein deutsch-deutscher Gipfel
mit DDR-Ministerpräsident Willi Stoph und Bundeskanzler Willy Brandt statt.)--(Erf.)
Die "Frühschoppen-Sendung" vom 22. März zeigte in traurigen und bedrückenden
Dialogen, wie die Journalisten der freien Welt das Herzensanliegen des ganzen deutschen Volkes,
die Wiedervereinigung, ansehen, als sei das alles schon Schrott. Nur der Schweizer Dr. Schlapp besaß
die geistige Unabhängigkeit, die Dinge beim Namen zu nennen und sie mutig zu vertreten.
-Wilhelm J. aus Hamburg-
Manchmal habe ich das Gefühl, daß die Auswahl der Journalisten durch Herrn Höfer nicht
immer die glücklichste ist. So hätte "Erfurt - und was nun?" genausogut in der DDR
gesendet werden können, wenn nicht der Schweizer Journalist die Sendung "gerettet" hätte.
Nur er, der zum erstenmal die DDR betreten hatte, sah alles auf einen Blick, sprach vom Polizeistaat,
von Diktatur, vom Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung, während sich der Amerikaner "wie
zuhause gefühlt" hatte und erklärte, wir sollten der DDR helfen, sie attraktiver zu machen, damit
ihr die Menschen nicht mehr davonlaufen.
-Doris K. aus W.-
"HÖR ZU" Nr. 18 / 1970, S. 48:
Wir lassen uns an keinem Sonntag W. Höfers Frühschoppen entgehen, aber da gibt es immer Konflikte
wegen des Mittagessens und neuerdings wegen des Sonntagskonzerts. Der Frühschoppen läge doch um
11 Uhr viel richtiger, denn beim Sonntagskonzert stört es nicht, wenn die Mutter den Tisch deckt!
-Heinrich K. aus T.-
Weshalb wird der "Internationale Frühschoppen" am Sonntag zeitlich so ungünstig gesendet,
daß die Hausfrau die Sendung nicht sehen kann, da sie mittags die meiste Arbeit hat? Kann man die
Sendung nicht Sonntag abend wiederholen? Schließlich möchten auch viele Frauen wissen, was in
der Welt über die politische Lage gedacht wird.
-Erna J. aus O.-
Sex Business made in Pasing -- ARD -- "HÖR ZU" Nr. 16 / 1970, S. 60:
Was soll das, daß man mit der Sendung "Sex Business made Pasing" im öffentlich-rechtlichen
Fernsehen Millionen Menschen stundenlang einen Menschen vorstellt, der auf einfache Art aus dem Aufputschen
niedriger Instinkte Geld macht? Soll das ein Beispiel für unsere Jugend sein?
-Kurt W. aus Berlin-
Eine "Dokumentation" sollte das sein? Das war bestenfalls ein Interview. Und zwar eines der schlechtesten,
das man je sah, in äußerst schlechter Tonqualität. Aber nicht nur der Ton war schlecht, auch das
Bild war oft unruhig, um nicht zu sagen "verwackelt".
-Gisela O. aus Berlin-
... ein fast einstündiges pausenloses Gerede des sehr nervösen Herrn Alois Brummer, unterbrochen von
ein paar kurzen Szenen in der Kiesgrube und im Kuhstall.
-Heinz L. aus Bremen-
Zu viele Schnulzen -- "HÖR ZU" Nr. 16 / 1970, S. 60:
Ich bin immer wieder erschüttert über den schauderhaften Geschmack der breiten Masse des deutschen
Publikums in bezug auf die leichte Muse. Deutschland scheint immer mehr Absatzplatz für seelenvolle Schnulzen
à la Heintje, Roy Black, Ronny, Freddy usw. zu sein. Aber man muß dagegen einmal das große
und vielseitige Können eines Adamo, Aznavour, Bécaud u.a. setzen.
-Elke A. aus N.-
Beat-Club -- ARD -- "HÖR ZU" Nr. 16 / 1970, S. 62:
Bin von der letzten Folge des Beat-Clubs enttäscht. Kann nur fragen, ob Michael Leckebusch ausgeflippt ist.
Fand Uschi Nerke in der Badewanne lächerlich, den Hinweis, auf die nächste "baff"-Sendung
an den Haaren herbeigezogen und den "Buseneffekt" bei Led Zeppelin mehr als überflüssig.
Hoffe, daß die nächste "Beat-Club"-Sendung wieder mehr Niveau hat.
-P.H. (Schülerin) aus R.-
"HÖR ZU" Nr. 19 / 1970, S. 62:
Ich habe nichts gegen den Underground, aber was in letzter Zeit im Beat-Club gesendet wird, das wird zuviel.
Früher war der Beat-Club noch etwas, aber heute ist das nicht mehr ansehbar. Vorschlag: Bringt mal wieder
ein paar Filme von den Rolling Stones, The Who, Led Zeppelin, Dave Clark Five, Beatles usw., und ich glaube,
dann steigt die Zuschauerzahl wieder.
-Herbert S. aus Oberhausen-
Grand Prix Eurovision 70 -- ARD -- "HÖR ZU" Nr. 16 / 1970, S. 60:
Wenn England und Irland am 21. März im "Grand Prix Eurovision 70" in Amsterdam den 1. und den
2. Platz erhielten, so hat man das Gefühl, die Jury bewerte nicht die Kunst, sondern wie wie auf einer
Schönheitskonkurrenz.
-Angelika M. und acht weitere Unterschriften aus Braunschweig-
Wahrhaftig: Wunder gibt es auch heute noch. Diesmal repräsentierten sie sich in den beiden reizenden,
märchenhaften, unaufgetakelten Vertreterinnen Großbritanniens und Irlands.
-Sybille v. R. aus K.-
Die Irländerin "Dana" war die letzte und nach zehn Takten für mich die Beste.
Irisches Heintje.
-Thea V. aus L.-
Starparade - ohne Schwung und Schmiß -- ZDF -- "HÖR ZU" Nr. 17 / 1970, S. 56:
So wenig Idee, Konzeption und Disziplin wie in dieser "Starparade" gab es wohl selten in solchen
Schlagerschauen. Schwer zu glauben, daß diese Sendung tatsächlich einen Regisseur hat (lt. Nachspann
Harry Engel). Rainer Holbe quält sich mit lahmen Späßchen und ohne Kontakt zu Stars und Publikum
durch die 90 Minuten, ein junges Talent wie Tereza bekommt einen einzigen Song gegen drei Auftritte von
Schnulzen-Veteran Ralf Bendix, Ray Miller hat Text und Einsatz nicht parat, und die internationale Spitzengruppe
"The Four Tops" wird so unvorteilhaft eingestreut, daß man sie kaum wiedererkennt. Das einzige
Erfreuliche war noch das ZDF-Ballett unter der Choreographie von Herbert F. Schubert.
-Klaus D. aus Berlin-
Wie schwach die deutschen Stars sind, sieht man besonders deutlich, wenn man sie mit Weltstars wie den "Four
Tops" vergleicht.
-Friedrich L. aus C.-
Nun wird auch in dieser früher so spritzigen Sendung Max Gregers solide Hausmusik serviert. Nur die Musik
im Vor- und Nachspann erinnerte noch an die fröhliche, belebende James-Last-Partymusik.
-Manfred B. aus B.-
Wünsch Dir was - ließ Wünsche offen -- "HÖR ZU" Nr. 18 / 1970, S. 48:
Vivi Bach und Dietmar Schönherr sind wunderbar. Ihre Natürlichkeit muß gefallen.
-Gaby L. aus Essen-
... alberne Sendung mit Vivi Bach, die nicht einmal richtig Deutsch kann, dazu ungekämmt auftritt.
-Werner Z. aus U.-
Nach der dritten Sendung sollte sich Dietmar Schönherr entschieden haben, ob er die Teenager mit
"Sie" oder "Du" anreden will.
-Oberingenieur K. K. aus E.-
Nur das Singen von Caterina Valente ging mir auf die Nerven. Sonst war die Sendung ganz gut.
-Marianne F. aus N.-
Ein Bravo für Dietmar, auch etwas zu tun, was andere nicht tun würden.
-Sieglinde W. aus Ebersbach / Fils-
Kann reden und schwimmen - stop - Bewerbe mich hiermit als Quiz-Masterin beim ZDF.
-Ute W. aus A.-
High Chaparral -- ZDF -- "HÖR ZU" Nr. 18 / 1970, S. 48:
Mir ist es unverständlich, wie das ZDF die beste aller Westernserien aus dem Programm streichen konnte.
Da sind die Barkleys nur ein schwacher Trost, aber mit den Cannons sind sie nicht zu vergleichen.
-Uwe B. aus Lübeck-
--(Dialog: Helmut Kohl)--(Erf.) -- ZDF -- "HÖR ZU" Nr. 19 / 1970, S. 59:
Kein Platz für Kämpfer
Im "Dialog" (ZDF) werkelt Klaus Harpprecht mit der Taktik einer Fußball-Elf, die den Gegner
durch Spielverzögerung einlullt. Sein "Opfer" war diesmal Dr. Helmut Kohl, mit 40 Jahren
jüngster Ministerpräsident eines deutschen Bundeslandes und einer der heißen Anwärter
auf den Parteivorsitz der CDU. Ein Mann, der von sich selber sagen kann, er liebe die temperamentvolle
Auseinandersetzung, unterliege der Neigung, Widerspruch schwer zu ertragen, und verliere gelegentlich sogar
die Selbstkontrolle. Harpprecht versuchte gar nicht erst, das Temperament herauszufordern. Was Kohl sagte,
war redlich, durchdacht, abwägend. Das war nicht der Parteimann und Parlamentarier, der Freude daran hat,
Macht auszuüben. Welch ein Vergnügen wäre es gewesen, einen Interviewer zu erleben, der diesen
Mann aus der Reserve gelockt hätte!
-Robert Atzorn, HÖR ZU-
Vergißmeinnicht -- ZDF -- "HÖR ZU" Nr. 19 / 1970, S. 62:
Es wäre wohl eine Selbstverständlichkeit gewesen, Herrn Peter Frankenfeld zum Abschluß seiner
Sendereihe durch einen Händedruck und ein paar freundliche Worte Dank und Anerkennung auszusprechen.
34,7 Millionen DM für unsere Sorgenkinder - meine Herren Direktoren beim ZDF -, ist das nichts? Aber
das hat man wohl vergessen in der Eile!
-Gertrud und Fritz S. aus Berlin-
Herrn Frankenfeld braucht man keine Träne nachzuweinen. Der enorme Aufwand seiner Sendungen stand in keinem
Verhältnis zu seiner Person. Was wir wirklich bedauern, ist, daß Max Greger mit seiner großartigen
Band weniger sehen werden.
-E. G. aus Mannheim-
Es ist nicht meine Angelegenheit, über den Quizmeister Peter Frankenfeld zu urteilen; aber daß
er durch den Erlös seiner Sendungen der "Aktion Sorgenkind" Millionen übermittelt hat,
ist sein unbestrittenes Verdienst und hätte nach seiner letzten Sendung auch von der Bundesregierung
in irgendeiner Form anerkannt werden müssen, die doch bisher bei der Verteilung von Bundesverdienstkreuzen
nicht sehr sparsam gewesen ist.
-Alfred R. aus B.-
... hat immerhin unserem Vater Staat ganz schön über Jahre geholfen, bei seinen Verpflichtungen,
Geld zu sparen.
-Ingeborg B. aus Berlin-
Die Sendung war eine Katastrophe. Der von Frankenfeld vielgerühmte Nightclub-Star war der Gipfel
an Primitivität. Desgleichen enttäuschte auch Gert Fröbe, den wir sonst in seinen Filmensehr
schätze. Auch dürfte es dahingestellt bleiben, ob es eine Leistung darstellt, mit dem sich
öffnenden Koffer zuerst durch die Sperre zu kommen, ebenso wie die Szene an der Theke völlig
im Dunkel unterging.
-Gisela S. aus H.-
Drücker -- ARD -- "HÖR ZU" Nr. 19 / 1970, S. 62:
Wenn schon die Handlung zum größten Teil auch wieder aus Erotik besteht, müssen dann auch noch
Ausdrücke wie: Sau, Scheiße, Arschloch usw. gebraucht werden? Machen sich die Verantwortlichen eigentlich
gar keine Gedanken darüber, was sie damit vor allem der Jugend an Vorbildern und Beispielen bringen?
Brauchen wir uns über unsere heutige junge Generation zu beschweren, wenn wir ihnen mit solchen Dingen
kommen? Ich bin 47 Jahre alt und muß oft meinen 16jährigen Sohn vom Fernsehen weg ins Bett schicken,
weil ich mich schäme, mit ihm gemeinsam solche Filme anzusehen.
-Dieter G. aus R.-
Auf der Suche nach der Show von morgen -- "HÖR ZU" Nr. 20 / 1970, S. 4:
Pomp, Pop, Gag und Gesang genügen nicht
Es steht schlecht um die deutsche Fernseh-Show: Die alten Modelle finden immer weniger Abnehmer, und den
Unterhaltungschefs fällt offenbar nichts Neues mehr ein.
Sie suchen Zuflucht bei der Operette ("Operetten-Digest"), sie bieten Ersatz in Form von
Magazinsendungen ("Show-Report"), sie profitieren noch vom Zirkus, von den Resten des Varietés,
oder sie klittern Gesang, Ballett und Conférence zu abendfüllender Unterhaltung.
Als Normalkost bieten sie an: "Musik aus Studio B", Star- und andere Musikparaden, "bunte"
Melodienreigen, einfallslose Abfolgen von Gesangsnummern mit einfältigen Zwischentexten.
Ganz abgesehen von den Gesangstexten: "Laß mich bitte nicht allein. / War denn alles nur Schein? /
Das kann doch nicht sein. / O nein, o nein..." Wem bräche nicht das Herz? Zumal der Interpret dabei
nicht aufhört, tapfer zu lächeln. Natürlich merkt das Publikum trotzdem, wie bewegt er ist,
wenn er das Mikrofon von einer Hand in die andere drückt. Überdies wechselt er mindestens dreimal
das Standbein. Und im übrigen gilt hier das abgewandelte Dichterwort: Dekoration ist alles, Stimme ist Schall und Hauch.
Die altrenommierten Regisseure zehren mehr und mehr von der Routine, sie kopieren den gestern modernen Averty
und stürzen sich auf Pop- und Op-Effekte, ohne damit irgendeine Idee zu verbinden.
Braucht die Fernseh-Show eine Idee?
Zutreffend scheint uns dies: Allein aus dem Pomp fürs Auge kann sie - auf dem kleinen Bildschirm - nicht leben.
Die technischen Tricks, die optischen Gags, die Pop-Spielereien sind nur Mittel zum Zweck, mehr nicht.
Und schließlich; Das stupide Abspulen mittelprächtiger
Gesangsnummern ist bestenfalls ein schlechter Notbehelf.
Man rühre Pomp und Pop und Gag und Gesang zusammen - und man wird sehen: Es fehlt immer noch etwas.
Es fehlt der Autor, der daraus eine Geschichte macht, der Szenen und Bilder auf den roten Faden reiht, der die
Teile witzig verknüpft, der etwas von Dramaturgie weiß, von der Kunst, Spannung aufzubauen
und Anteilnahme zu erzeugen.
Es gab einmal das "Hotel Victoria"; da war man dem richtigen Rezept schon auf der Spur.
Wir erinnern uns an einige beispielhafte tschechische Shows. Sie hatten nur einen lockeren Handlungsfaden, aber
daraus entfaltete sich spielerisch die ganze Fülle der Show-Kunst: Tanz, Pantomime, Sketch, optische
Überraschungen, Slapstick-Ulk, Musiknummern und Traumszenen, zauberhaft.
Wir fragen uns, warum die deutschen Fernseh-Unterhaltungschefs solche Anstrengungen seit langem beharrlich
in den Wind schlagen.
Oder: Warum nutzen sie nicht die Mölichkeit, durch eingeblendete Zeichentrickfilmszenen die Wirklichkeit
zu parodieren und zu entlarven?
Oder: Ist ihnen schon aufgefallen, daß sich auch mit dem Baff-Effekt Neuland erschließt:
Show mit Denkanstößen? Nicht nur für Jugendliche.
War nicht Michael Pfleghar mit "Romeo und Julia 70" auf diesem Wege? Nur, daß er in der
Überfülle des Stoffes unterging. Es fehlte der dramaturgische Bau, das dichterische Konzept.
Wir meinen, daß es ohne einen neuen Ansatz auf dem Gebiet der Fernseh-Show bei uns nicht mehr weitergeht.
Unterhaltungschefs, Autoren, Regisseure, Kabarett-Texter, Choreographen, Zeichentrickfilmer, Kritiker - sie
alle sollten sich zusammensetzen, um Erfahrungen, Modelle und Ideen zu diskutieren.
Denn auch hier gilt ein Wort von Goethe: "Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer."
-Va (Hör Zu)-
Internationaler Frühschoppen -- ARD --
"HÖR ZU" Nr. 20 / 1970, S. 51:
Immer wieder bewundere ich Werner Höfer, wie er ganz selbstverständlich und unautoritär
Fragen stellt, sie seinen Gästen zuweist und mit welcher Entschiedenheit und Härte der Meister ihre
Rede unterbricht, ihnen das Wort mit neuen Fragen abschneidet und sie wieder auf den Weg der Tugend
zurückführt, wenn die Aussprache nicht in der von ihm gewünschten Richtung verläuft;
auch wenn sie gerade interessant zu werden verspricht und zu den Quellen führen könnte.
Allsonntäglich bietet uns der "Internationale Frühschoppen" so fürwahr ein
herrliches Beispiel wahrhaft demokratisch geführter Diskussion.
-Frank F. aus Gütersloh-
Ziehung der Lottozahlen -- ARD -- "HÖR ZU" Nr. 20 / 1970, S. 51:
An jedem Samstag ärgere ich mich über die farbige Ausstrahlung der Ziehung der Lottozahlen
(Wir besitzen ein Farbfernsehgerät). Es genügt nach meiner Meinung vollkommen, wenn Frau oder
Fräulein Dinslage die Zahlenreihe verliest. Wir glauben auch so, daß alles seine Richtigkeit hat.
Der Prüfungskommission mit den lächelnden Gesichtern gönne ich gern einen großen
Auftritt, aber nicht in der Form!
-Hilde G. aus Hilden-
Was bin ich? -- "HÖR ZU" Nr. 20 / 1970, S. 51:
Diesen Auftritt in "Was bin ich?" hätte ich von Freddy Quinn nicht erwartet. Als ein
selbstgefälliger Schaumschläger riß er arrogant das Wort an sich.
Für mich war es die Entzauberung eines Idols.
-Maria S. aus Bruchsal-
Winkeritis -- "HÖR ZU" Nr. 20 / 1970, S. 53:
Eine störende Unsitte ist die "Winkeritis". Sie kann einem das Fernsehen von öffentlichen
Veranstaltungen wie "Der goldene Schuß" oder "Vergißmeinnicht" geradezu
verleiden. Jedesmal, wenn die Kamera ins Publikum schwenkt, machen manche Leute wahre Freiübungen,
andere winken mit Hüten, Taschen und Tüchern. Lächerlich finde ich auch die ewigen Grüße
"an Daheim". Entweder hat "Daheim" ein Fernsehen, dann werden die Kandidaten schon so
bewundert und gesehen, oder "Daheim" hat keinen Apparat, dann ist die ganze Grüßerei
doch überflüssig.
-Eva H. aus Fürstenfeldbruck-
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